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Unter einem Ökohaus wird häufig ein Holzhaus verstanden, obwohl auch ein massives Haus ökologischen Kriterien entsprechen kann. Umgekehrt ist nicht jedes Holzhaus zwangsläufig auch ein ökologisches Haus, wenngleich vieles dafür spricht. Neben der Frage nach dem Energieeinsatz bei der Herstellung, dem späteren Energieverbrauch im Betrieb und der Entsorgung spielen auch Emissionen der einzelnen Bauprodukte eine Rolle, die für den Gebäudenutzer relevant sein können.


Vorteile des Holzhauses

Für die ökologischen Eigenschaften eines Holzhauses spricht vor allem sein zentraler Baustoff Holz, wenn er wie üblich aus der Region kommt. Da es sich dabei um einen nachwachsenden Rohstoff handelt, dessen Verarbeitung mit einem sehr geringen Energieaufwand verbunden ist und der darüber hinaus auch noch CO2 speichert. Da Holz von Natur aus einen geringen Energiedurchlassgrad hat, dämmt Holz gut, spart damit Heizkosten und weiteres CO2 und wirkt somit auf mehrfache Weise positiv für unser Klima. Schließlich ist Holz sehr hygroskopisch und wirkt damit auch positiv auf das Raumklima im Inneren des Hauses.

Tatsächlich bauen sich aber die wenigsten Menschen massive Holzhäuser, sondern meistens handelt es sich um Holzständerbauten, bei denen die tragende Konstruktion aus Holz ist. Die Zwischenräume werden dann mit Dämmstoffen aufgefüllt. Dämmstoffe dämmen wie der Name erwarten lässt nochmals besser als Holz, so dass die Wandstärke im Vergleich zu einer massiven Holz- oder gar Ziegelwand reduziert werden kann, was Kosten spart. Allerdings bedeutet dies auch, dass wir nicht mehr rundum von Holz umgeben sind, sondern die mit Dämmung gefüllten Hohlräume nach beiden Seiten hin mit einer Verschalung oder Platten abgeschlossen werden.

Auch bei den Dämmstoffen gibt es ökologische, etwa aus Pflanzenfasern, und weniger ökologische wie zum Beispiel Polystyrol, das energieaufwändig aus Erdöl gewonnen wird. Auch letzteres wird gelegentlich in bzw. an Holzhäusern verbaut und stellt die ökologischen Qualitäten eines solchen Hauses in Frage. Auch Mineralfasern, die häufig in Holzhäusern zum Einsatz kommen, weil sie trotz ebenfalls relativ energieaufwändiger Herstellung günstig sind und sehr gut dämmen, können nicht wirklich als ökologische Dämmstoffe bezeichnet werden. Je nachdem welcher Dämmstoffmix in der Gebäudekonstruktion zum Einsatz kommt, bzw. auch wie weitere Baustoffkombinationen, etwa verklebte Abdichtungslagen, Bodenaufbauten, Fenster, der Einsatz von ökologisch problematischem Montageschaum, elektrische Installationen etc. aussehen, können die Nutzer unter schädlichen Emissionen leiden. Wie auch bei einem späteren Abriss des Gebäudes die eigentlich gute Wiederverwertungsquote von Holzhäusern in Frage gestellt werden kann.

Der Innenausbau bestimmt das Raumklima

Insbesondere die zum Rauminneren weisenden Oberflächen bestimmen wesentlich unser Raumklima. Wenn wir z.B. nach innen Kunststoffplatten anordnen würden, dann wären die klimatischen Vorteile unseres Holzhauses nur noch in Bezug auf den geringen Energieverbrauch bei Herstellung und Betrieb gegeben, das Raumklima würde vermutlich leiden. Zum Glück gibt es wohl kaum Holzhäuser mit nach innen orientierten Kunststoff-oberflächen, wogegen dies nach außen schon eher der Fall sein kann, wenn z.B. auf eine außenliegende Polystyroldämmung ein kunststoffvergüteter Putz aufgebracht wird, wie dies auch im Massivbau häufiger der Fall ist. Aber auch die häufig in Holzhäusern anzutreffenden Gipskartonverkleidungen sind im Vergleich etwa zu sichtbar bleibenden Holzschalungen oder Lehmplatten klimatisch und auch ökologisch im Nachteil. Ähnliches gilt für den Bodenaufbau, der in einem Holzhaus genauso wie in einem Massivhaus aussehen kann, z.B. mit Polystyroldämmung, Kunststofffolie und Zementestrich, verklebtem und vielleicht auch noch lackiertem Parkett oder ökologischer z.B. mit einer Unterkonstruktion aus Lagerhölzern und Naturfasern und einem verschraubten Dielenboden.

Auch ein Massivhaus kann ökologisch sein

Wie wir sehen gibt es im Ausbau geringere Unterschiede zwischen einem Holzhaus und einem Massivhaus. Auch in einem Massivhaus kann ein ökologischer Innenausbau stattfinden. Ebenso gibt es durchaus massive Bauweisen, die man als ökologisch bezeichnen kann. An erster Stelle ist hier das Lehmhaus zu nennen, die traditionelle Bauweise in vielen Ländern des Südens. Lehm ist ebenso wie Holz ein regionaler Baustoff, der ohne großen Energieaufwand gewonnen und verbaut werden kann und später problemlos in den Stoffkreislauf zurück gegeben werden kann. Auch die klimatischen Eigenschaften sind abgesehen von der schlechten Wärmedämmung, die im Süden keine Rolle spielt, hervorragend. Lehm speichert neben Feuchte auch Gerüche und wirkt aufgrund seiner großen Dichte ausgleichend auf das Klima. D.h. im Sommer bleibt ein Lehmhaus mit dicken Wänden länger kühl. Dies ist ein entscheidender Vorteil gegenüber dem Holzhaus, das aufgrund seiner geringen Masse sehr schnell die Umgebungstemperatur annimmt und folglich für wärmere Regionen nicht so gut geeignet ist.

Auch traditionelle Natursteinhäuser sind aus regionalen Baustoffen errichtet und ähnlich wie Lehmhäuser zu bewerten. Demgegenüber sind moderne Massivhäuser, etwa aus gebrannten Ziegeln, weniger ökologisch, selbst wenn der Ton als Grundstoff für die Ziegel regional gewonnen sein sollte, was aufgrund der zunehmenden Zentralisierung der Produktion immer seltener der Fall ist. Sowohl bei der Ziegelherstellung wie auch bei anderen Wandbaustoffen, z.B. Kalksandstein oder gar Beton, werden erhebliche Mengen an Energie benötigt, die um viele Größenordnungen über der für den Transport der schweren Baustoffe benötigten Energie liegt. Moderne Massivbauten sind also im Gegensatz zu Holzhäusern keine „CO2-Senke“ sondern tragen zum CO2-Ausstoß bei. Ein Vorteil von Massivhäusern unabhängig ob ökologisch oder nicht, ist allerdings der Schallschutz, der aufgrund der hohen Masse von massiven Häusern wesentlich besser als im Holzbau ist. Offensichtlich ist auch der Brandschutz bei massiven Häusern besser, wenngleich Holzbauten durch Brandschutzverkleidungen und ausreichend groß dimensionierte Balken eine hohe Feuerwiderstandsdauer besitzen können und folglich auch Geschosswohnungsbau damit erfolgreich realisiert wird.

Kombination von Holz- und Massivbau

Wenn wir nun rekapitulieren sehen wir, dass sowohl Holz- wie Massivbauten ökologisch sein können. Jedoch spielt in unserer zeitweise sehr kühlen Witterung die Gebäudedämmung doch eine wichtige Rolle, weshalb traditionelle Massivbauten aus Lehm oder Naturstein nicht ideal sind, selbst wenn sie im Sommer aufgrund ihrer Masse und im Hinblick auf den Schallschutz grundsätzlich dem Holzhaus überlegen sein sollten. Letzteres spielt zumindest bei Einfamilienhäusern nicht die größte Rolle, was mit ein Grund dafür ist, warum gerade im Einfamilienhausbau die Anzahl der Holzbauten hoch ist. Ebenso ist sicher für viele private Bauherren der ökologische Gedanke wichtiger als im Geschosswohnungs- oder Gewerbebau.

Tatsächlich gibt es aber bei beiden Bauweisen Vorteile, d.h. beim Holzbau der geringe Energieaufwand und die gute Dämmwirkung und beim Massivbau aufgrund der hohen Masse klimaregulierende Eigenschaften und ein guter Schallschutz. Es ist also nicht verwunderlich, dass es Bauweisen gibt, die die Vorteile beider Systeme vereinen. Man spricht hierbei gelegentlich auch von Hybridbauten. Der klassische Hybridbau hat einen massiven Kern mit tragenden Wänden aus Ziegel- oder Beton und auch Ziegel- oder Betondecken. Dies sorgt für ausgeglichene Temperaturen im Haus zur warmen Jahreszeit und einen guten Schallschutz. Die nicht tragenden Außenwände sind dagegen in Holzbauweise, meist als Holzständerkonstruktion, errichtet. Sie übernehmen die Funktion der gut dämmenden Gebäudehülle, die vorgefertigt und passgenau angeliefert und in wenigen Tagen montiert werden kann. Wenngleich Beton und Ziegel wie erläutert einen hohen Energieaufwand für Herstellung und Transport haben, wird dieser im Hinblick auf das gesamte Haus durch die energiesparende Bauweise der Außenhülle gemindert und bei richtiger Wahl der Ausbaustoffe kann durchaus ein sehr ökologisches und vor allem auch wohngesundes Haus entstehen.

Holzbetonverbundstein

Ein interessanter und einen etwas anderen Weg gehender Kombinationsbaustoff ist der sogenannte Holzbetonverbundstein, der aus regional gewonnenen Holzspänen, ähnlich Hackschnitzeln, gewonnen wird, denen eine geringe Menge von Zement (ca. 3%) beigesetzt wird. Die Mischung wird dann in Formen gepresst, so dass ein sehr stabiler, sehr schwer entflammbarer und auch feuchteresistenter Baustoff entsteht. In der Regel handelt es sich dabei um Hohlkörper mit Stegen, in die werksseitig eine Kerndämmung eingelegt wird. Je nach Wandstärke und Dämmstoffwahl sind dabei fast passivhaustaugliche Werte zu erreichen. Aus ökologischer Sicht ist hierbei eine Holzweichfaserdämmung ideal. Die mit Dämmstoff auf der Außenseite ausgelegten Wandbaukörper werden auf der Baustelle aufeinander gestapelt und geschossweise ausbetoniert. So entsteht eine sehr gut dämmende und massive Außenwand mit relativ guten ökologischen Werten. Auch hier bestimmt der weitere Ausbau die tatsächlichen ökologischen Eigenschaften des Hauses.

Fazit

Unter ökologischen Aspekten ist das Holzhaus nach wie vor in unseren Breiten die erste Wahl. Allerdings sprechen einige bauphysikalische Vorteile auch für massive Gebäude. Durch Kombination beider Bauweisen lassen sich diese Vorteile nutzen ohne zu große ökologische Kompromisse eingehen zu müssen. Der Innenausbau ist unabhängig von der Grundkonstruktion des Gebäudes maßgeblich an der ökologischen Gesamtbilanz und an einem gesunden Wohnklima beteiligt.

Thomas Schilling, Dipl.-Ing., Architekt

Das Planungsbüro Schilling in München ist ein Architekturbüro mit Schwerpunkt ökologischem Wohnbau, Energieberatung und Baubiologie. Das Büro ist anerkannte Beratungsstelle des Instituts für Baubiologie in Neubeuern. Die Spezialisierung des Büros garantiert den Kunden eine hohe Kompetenz und Planungssicherheit. Dipl.-Ing. Thomas Schilling ist nicht nur planend tätig, sondern bietet auch ein umfangreiches Beratungsprogramm.

Infos unter www.pb-schilling.de Telefon 089 74747891