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Über viele Jahrhunderte war Hanf aus der Landwirtschaft nicht wegzudenken. Denn die Nutzpflanze liefert nicht nur Lebensmittel, sondern eignet sich auch zur Papier- und Textilherstellung, als Arzneimittel, zum Bauen und sogar zur Energieerzeugung. Dass die wolligen Blütentrauben der weiblichen Pflanze Rauschzustände erzeugen, brachte den Hanf auf den Index und die Branche zum Erliegen. Heute besinnt man sich nach und nach wieder auf ihre Vorzüge.

HanfHanf, Cannabis, Marihuana, Haschisch – allein die vielen Namen zeigen, dass diese Pflanze mindestens ebenso viele Seiten hat. Tatsächlich gehörte sie bis zum Ende des 19. Jahrhunderts zu den häufigsten Feldfrüchten und half aufgrund ihrer hochwertigen Nahrungsfette und Proteine sogar, Hungersnöte zu überstehen. Mal ganz abgesehen davon, wurden aus Hanf seit alter Zeit Textilfasern und Stoffe, Leuchtöle, Papiere und Arzneimittel hergestellt. Die relaxierende und sedierende Wirkung der darin enthaltenen Tetrahydrocannabinoide (THC), die zum Beispiel in der Schmerztherapie oder bei verschiedenen psychiatrischen Symptomen geschätzt wird, hat dem Hanf jedoch den Garaus gemacht: Durch die Verschärfung des Rauschmittelgesetzes wurde sein Anbau 1982 komplett verboten und damit eine ganze Branche zum Erliegen gebracht, die auf vielerlei Weise zum Klima- und Ressourcenschutz beitragen könnte. Die Aktivisten, die sich seither für die erneute Legalisierung einsetzen, konnten 1996 wenigstens einen Teilsieg erreichen: THC-armer Faserhanf ist wieder erlaubt, Anbau und Besitz von THC-reichem Rauschhanf sind allerdings weiterhin strafbar.

Mit Hanf die Welt retten

Mit seinem 1985 veröffentlichten Buch „Die Wiederentdeckung der Nutzpflanze Hanf“ inspirierte der US-Schriftsteller und Hanfaktivist Jack Herer Bauern und Verarbeiter auf der ganzen Welt. Tatsächlich handelt es sich bei Cannabis L., so der botanische Name, um einen der ertragreichsten nachwachsenden Rohstoffe. Unter guten Anbaubedingungen ist die einjährige Pflanze bereits nach 100 Tagen bis zu vier Meter hoch, erntereif und bereit zur Herstellung von rund 50.000 Produkten, wie der Deutsche Hanf Verband DHV schätzt. Dazu gehören zum Beispiel Hanföl aus den Samen, Futtermittel aus den Presskuchen, Papier und Textilien aus den Fasern oder Baumaterial aus den verholzten Pflanzenresten. Selbst die Blätter können als Geschmacks- und Geruchsstoffe für Nahrungs-, Wasch- und Putzmittel verwendet werden.
Die Cannabinoide, die ihm den schlechten Ruf eingebracht haben, kommen dem Hanf dabei sehr zu gute. Sie machen ihn nämlich unempfindlich gegenüber Schädlingen und Krankheiten, so dass bei seinem Anbau leicht auf Pestizide und Herbizide verzichtet werden kann. Ob man mit ihm die Welt retten kann, wie so mancher Hanfbefürworter propagiert, sei dahingestellt. Tatsache ist auf jeden Fall: Er bietet den verschiedensten Branchen klima- und ressourcenschonende Alternativen und eröffnet den Konsumenten neue Möglichkeiten für nachhaltigen Konsum. Der Internetshop www.hanfwaren.de ist eine gute Adresse, um die gesamte Bandbreite rund um den Hanf kennen zu lernen.

Hanf auf dem Speiseplan

Über viele Jahrhunderte standen Hanfsamen und sogar Hanfblätter auf dem Speiseplan und galten als unverzichtbares Grundnahrungsmittel. Und das aus gutem Grund: Die nach außen hin eher unscheinbare Pflanze besticht nämlich durch leicht verdauliche Proteine und überragende innere Werte. Neben Vitamin B1, Vitamin E, Eisen, Kalium, Zink und Magnesium enthalten ihre Samen essentielle Fettsäuren in außergewöhnlicher Kombination. Es handelt sich dabei nicht nur um Linolsäure und Alpha-Linolensäure, sondern auch um die seltene Gamma-Linolensäure, die entzündungshemmende Wirkung haben soll. Fachleute schreiben Hanfsamen und dem daraus gewonnen Öl zudem stärkende Eigenschaften für Immunsystem, Stoffwechsel, Herz und Kreislauf zu.
War es vor wenigen Jahren noch recht schwierig, Hanfprodukte im Handel zu finden, warten Bio-Hersteller wie Davert, Hanf Farm (Hempro), Greenhouse Hanfkontor oder Chiron heute mit immer größerer Vielfalt auf. Selbst Hanfschokolade, Hanfriegel, Hanfmüsli und Hanftee gibt es bereits. Die ungeschälten oder geschälten Hanfnüsse, wie die Samen oft genannt werden, lassen sich aber auch auf kreative Weise selbst verarbeiten: geröstet als knuspriges Salat-Topping, geschrotet in der eigenen Müslimischung oder gemahlen (und wegen des geringen Klebergehalts mit anderen Mehlen gemischt) in Kuchen und Keksen. Berauschende Wirkung ist dabei nicht zu befürchten. Es handelt sich nur um THC-armen Hanf – sonst dürfte er nach wie vor nicht frei verkauft und verzehrt werden.

Hanf im Haushalt

Rund 2.000 Jahre ist es her, dass in China das Hanfpapier erfunden wurde. Lange war es quasi konkurrenzlos, bis im 19. Jahrhundert das chemische Aufschlussverfahren für Holz entwickelt und Holzfaserpapier unschlagbar billig wurde. Daraufhin verlor Hanf nach und nach seine Bedeutung für die Papierproduktion, obwohl die Hanffaser der Holzfaser weitaus überlegen ist.
Zum einen lässt sich mit einem Hanffeld vier bis fünf Mal mehr Papier erzeugen als mit der vergleichbaren Waldfläche. Zum anderen ist dieses Papier weitaus haltbarer und reißfester, wie man an Johann Gutenbergs Bibel aus dem Jahr 1452 sieht. Zum Glück besinnt man sich nach und nach wieder dieser Eigenschaften, wenngleich man als Verbraucher leider noch nicht viel davon mitbekommt. Hanfpapier für den Privatgebrauch ist nur bei wenigen Anbietern wie www.hanf-schnitt-nord.com zu bekommen. Mehr Bedeutung hat es dagegen in Industrien, wo es auf besondere Robustheit und Langlebigkeit ankommt.
In Anbetracht des weltweit wachsenden Bedarfs an Papier und Zellstoff ist es allerdings sehr wünschenswert, dass Hanf in allen Bereichen wieder an Bedeutung gewinnt. Tatsächlich, so schätzt der Deutsche Hanf Verband, könnte ein Großteil des hiesigen Papierverbrauchs von fast 20 Millionen Tonnen pro Jahr gedeckt werden, wenn man stillgelegte Flächen für den Hanfanbau nutzen würde.
Im Haushalt ist die multifunktionale Pflanze aber auch noch in anderer Hinsicht interessant: Aus seinem Öl gewinnt das Schweizer Unternehmen Faliten die Tenside für ein Hanfwaschmittel, das zum Beispiel auf www.hanfhaus.de zu bestellen ist.
Auf der Wiener Designmesse Blickfang wird im Oktober erstmals eine neue Generation von Pflanztöpfen vorgestellt, die ganz aus ökologisch und regional erzeugten Hanffasern hergestellt werden. Sie sind zu 100 Prozent kompostierbar und ersparen dem Hobbygärtner das lästige Pikieren. Denn die Jungpflanzen können direkt in die Erde gesetzt werden, wo der Topf langsam verrottet und zugleich das Wurzelwachstum fördert. Im Gegensatz zum Plastiktopf werden keine schädlichen Plastikweichmacher über die Wurzeln aufgenommen und in unsere Nahrungskette transportiert. Mehr Informationen über den neuen Hanffasertopf finden Sie unter www.seed-evolution.com. Ab Februar soll „panpan“ auch auf dem deutschen Markt erhältlich sein.

Hanf zum Bauen

Im Automobilbereich werden die besonderen Vorteile von Hanf schon lange geschätzt: Die Fasern sind extrem reißfest, schwer entflammbar und haben weniger Gewicht als Holzfasern. Deshalb verbraucht allein dieser Industriezweig Tausende Tonnen pro Jahr zur Herstellung von Formpressteilen für den Fahrzeugbau.
Ähnliche Beweggründe hat die ökologisch orientierte Baubranche: Unternehmen wie die Hanffaserfabrik Uckermark (www.hanffaser.de) verarbeiten die Hanffasern zum Beispiel zu atmungsaktiven, feuchtigkeitsregulierenden und von Natur aus fäulnisbeständigen Dämm- und Isoliermaterialien oder zu stabilem und zugleich besonders elastischem Hanfbeton.
Die Anwendungsbereiche für Hanfdämmstoffe sind vielfältig. Sie eignen sich zur Dämmung zwischen den Sparren, Holzbalkendecken, Metallständerwänden, Außen- und Innenwänden in Holzrahmen- und Holzständerbauweise sowie zur Außendämmung hinter Verkleidung u.v.m. Durch ihrer geringe Wärmeleit- und hohe Wärmespeicherfähigkeit halten Hanfdämmstoffe die Wärme im Winter drinnen und schützen im Sommer vor Hitze. Zudem haben sie gute Schallschutzeigenschaften, sind durch gute Sorptionsfähigkeit feuchteausgleichend und aufgrund ihrer einfachen Bearbeitung heimwerkergeeignet. Nicht unwichtig: Sie bieten weder Nagern noch Insekten Nahrung.
Eine wichtige Rolle beim Bau spielen auch die holzigen Pflanzenreste – die so genannten Hanfschäben – die als Schüttdämmungen dienen oder mit Lehm und Zement zu robusten Hohlraumsteinen gepresst werden. Darüber hinaus ist es möglich, mit dem Öl der Hanfsamen Farben, Lacke oder auch Öko-Kunststoffteile herzustellen.
Das Online-Portal www.hanf-magazin.com meldet gar, dass man bereits Häuser zu 90 Prozent aus Hanf bauen und damit quasi auf dem Feld wachsen lassen kann. Wünschenswert wäre das auf jeden Fall: Denn kein nachwachsender Rohstoff ist wohl so ertragreich und lässt sich auf derart ökologische und energiesparende Weise anbauen, verarbeiten und wieder entsorgen wie dieser.

Hanf für die Kleidung

Seit Jahrtausenden werden aus Hanf Stoffe gewebt und Seile geknüpft. Weil die Faser besonders reißfest und strapazierfähig ist, hat sogar Jeanslegende Levi Strauss seine erste Kollektion daraus gefertigt.
Dass man Hanftextilien heute kaum noch findet, hat zweierlei Gründe: Zum einen natürlich das Hanfanbauverbot von 1982. Zum anderen die industrielle Entwicklung, die weitaus länger zurückliegt. Als man nämlich im 18. Jahrhundert die Baumwollmaschine erfand, wurde die Verarbeitung des exotischen Rohstoffes einfacher und kostengünstiger.
Nicht bedacht hat man dabei, dass Baumwolle eine äußerst empfindliche Kultur ist und einen massiven Dünger- und Pestizideinsatz nach sich zieht. Für Menschen mit sensibler Haut ist es daher eine besonders gute Nachricht, dass Hersteller wie HempAge sich wieder auf Hanf besinnen, der für Anbau und Verarbeitung keine Chemikalien benötigt. Das Adelsdorfer Unternehmen fertigt seine Mode konsequent aus dem Rohstoff und hat zudem eine Forschungsgesellschaft gegründet, um die technologischen Hürden der Herstellung zu meistern. Durch die Entwicklung so genannter cottonisierter Hanffasern ist es inzwischen möglich, Stoffe auf Baumwollmaschinen herzustellen. So lassen sich besonders feine Ergebnisse erzielen und hoffentlich auch bald eine Produktivität, die Baumwolle in punkto Preis ebenbürtig ist – und ökologisch natürlich deutlich überlegen.

Hanf in der Kosmetik

Schon in der Ernährung spielt Hanföl eine wichtige Rolle, weil seine Zusammensetzung an essentiellen Fettsäuren für den Menschen optimal ist. Dasselbe gilt auch für die Kosmetik.
Indem es nämlich Linolsäure, Alpha-Linolensäure und die seltene Gamma-Linolensäure im Verhältnis von 3:1 enthält, ähnelt Hanföl auf besondere Weise dem körpereigenen Fettsäuremuster. Aus diesem Grund können Pflegeprodukte mit Hanföl von der Haut besonders gut aufgenommen werden, ihre natürliche Schutzfunktion stärken und Alterungserscheinungen hinauszögern.
Sogar Menschen mit Allergien, Neurodermitis oder Schuppenflechte machen gute Erfahrungen. Denn Hanf pflegt nicht nur besonders intensiv, sondern er wird auch ohne schädliche Pestizide und Herbizide angebaut, die die Haut reizen können.
Der weltweit erste Hersteller, der sich all diese positiven Eigenschaften zunutze machte, war das österreichische Unternehmen Nektar. Von Seife und Duschbad über Gesichtscreme und Körperlotion bis zu Shampoo und Haarbalsam reicht die Produktpalette, die speziell auf die Bedürfnisse trockener Haut und spröder Haare abgestimmt ist. In Düsseldorf hat die Firma Hempro unter The Hemp Line eine eigene Naturkosmetikserie entwickelt und bietet darüber hinaus unter www.hanfhaus.de modische Kleidung aus den Fasern der vielseitigen Pflanze sowie Lebensmittel von HANF FARM an.
Eine große Vielfalt an Hanfprodukten hat auch das Greenhouse Hanf Kontor zu bieten: Dort gibt es Kosmetika, Lebensmittel, Textilien und sogar Matratzen aus Hanf.

Claudia Mattuschat