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München elektrisch erfahren mit dem E-Roller

Sobald die Sonne am weißblauen Himmel strahlt, frönt die bayerische Landeshauptstadt wieder dem südländischen Lebensgefühl. Ob Leopold-, Maximilianstraße oder auch am Gärtnerplatz: rund um die Flaniermeilen der Isarmetropole füllen sich die Café-Terrassen, auf denen sich die Münchner gerne für einen Kaffee oder Aperol Spritz niederlassen. Knattern dann noch die vielen Vespas durch die Innenstadt, wähnt sich manch einer tatsächlich in der „nördlichsten Stadt Italiens“.

Auch ich düse mit meinem Roller durch die Stadt, am Odeonsplatz vorbei. Doch statt Knattern und Stinken gibt es mit meinem Gefährt nur ein leises Sirren, denn es handelt sich um eine Testfahrt mit einem Elektroroller: Während mir auf meinem Govecs Go! S 2.4 an der Ampel das Abgas eines SUVs entgegen wabert, steht neben mir ein Radfahrer. Zuerst bemerkt er nichts, dann fällt es ihm auf: Der Roller macht nicht nur eine „Bella Figura“ durch sein futuristisches Design, er gibt auch keinen Mucks von sich. Erst beim Anfahren ist der E-Motor zu hören. Und zu spüren: Von der ersten Sekunde an steht ein üppiges Drehmoment zur Verfügung, das das Fahrzeug geschmeidig und verzögerungsfrei auf 50 km/h beschleunigt.

Während ich nahezu geräuschlos und entspannt an der Isar entlanggleite, mache ich mir Gedanken über den Verkehr der Zukunft. Einerseits waren in Deutschland noch nie so viele Fahrzeuge unterwegs wie heute, andererseits beklagen sich laut Bundesumweltamt 82 Prozent der Deutschen über eine gewisse Automüdigkeit. Und das im Autoland Deutschland? Nun, angesichts des hohen Dichtestresses in den Ballungsräumen ist das nur allzu verständlich: viel Lärm, schlechte Luft, nervender Stop-and-Go-Verkehr. Dazu kommt die Gefährdung von Fußgängern und Radfahrern durch die überhöhte Geschwindigkeit oder Unachtsamkeit so mancher übermütiger Autofahrer. Wer heute etwa mit kleinen Kindern unterwegs ist, hat keine ruhige Minute – zu nahe sind die PKWs an die öffentlichen Plätze herangerückt.

Der Pragmatismus in der Wahl unserer Verkehrsmittel steigt

Doch wo Schatten ist, dort gibt es auch Licht: Studien zeigen, dass in Städten mit gutem Verkehrsangebot die Autonutzung rückläufig ist. Angebote wie Car-Sharing, Busse und Bahnen oder das Fahrrad erfreuen sich zunehmender Beliebtheit. Pendler nutzen mehr denn je Park-and-Ride-Angebote. Das ist nicht nur ein klares Indiz für Automüdigkeit, sondern auch für Pragmatismus in der Wahl der Verkehrsmittel.

Der Wechselstrommotor des Govecs-Rollers läuft ruhig und bietet viel Fahrspaß. Mittels eines kleinen Knopfes schalte ich in den Sportmodus und ermögliche dadurch eine noch stärkere Beschleunigung. Etwas mehr Geschwindigkeit würde auch der Entwicklung der Elektromobilität in Deutschland gut tun: Vor fünf Jahren postulierte die Bundesregierung das Ziel, bis 2020 eine Million Stromautos auf die Straße zu bringen. Passiert ist gleichwohl wenig – bis jetzt sind lediglich 20.000 Elektrofahrzeuge im Einsatz.

Der Markt für Elektromobilität wird sich wandeln

Als Grund werden oftmals die mangelnde Reichweite sowie die hohen Kosten der Stromer ins Feld geführt. Doch sinkende Preise und schnellladende Batteriesysteme mit mehr Energiedichte dürften schon bald starke Impulse am Markt setzen. Der amerikanische Autobauer Tesla kündigte bereits ein für breite Käuferschichten erschwingliches Volumenmodel in zwei Jahren an. Es ist zu hoffen, dass die deutsche Automobilindustrie schnell nachzieht.

Immerhin geht es mit mir schnell aufwärts: Der Elektroroller zieht mühelos den Giesinger Berg hoch, vorbei an der schönen Kreuzkirche. Die Reichweite meines Modells liegt bei bis zu 100 Kilometern, wegen seines tiefen und mittig gelagerten Schwerpunkts ist mein Gefährt sehr wendig und trägt mich sicher durch enge Kurven – bis zum nahe gelegenen Biergarten. Dort stelle ich den Govecs jetzt nämlich ab. Vor Ort treffe ich auf den einen oder anderen italienischen Touristen und fühle mich gleich wie in Italien.

Stephan Wild