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Die knappe Ressource Sand

Denkt man an Sand, haben die meisten weite Sandstrände und endlose Wüsten vor Augen.

Der Gedanke, dass der Sand knapp werden könnte, scheint überraschend und ist dennoch real. Sand ist nach Wasser die am meist verbrauchte Ressource überhaupt. Sand entsteht zwar durchgehend durch natürliche Erosion von Gestein, das dauert aber bis zu tausende Jahre. Eine Zeitspanne, die den Bedürfnissen an erneuerbare Energien nicht wirklich entspricht. Die Sandvorkommen sind begrenzt – der Sand wird knapp.

Die boomende Baubranche

Die UNEP hat bereits 2014 zum ersten Mal offiziell auf die Sandknappheit hingewiesen. Bislang hat sich an der Sandnachfrage jedoch nichts geändert. Die Bauindustrie ist der größte Sandverbraucher. Sand ist für die Betonherstellung unentbehrlich: Beton besteht zu 2/3 aus Sand – der Rest ist Zement und Wasser. Hierbei ist es wichtig zu erwähnen, dass nur Meeressand für die Betonherstellung geeignet ist. Das liegt an der Struktur der Körner. Wüstensandkörner sind vom Wind zu rund geschliffen, als dass sie am Zement haften.

Die Nachfrage nach Sand ist in den letzten 30 Jahren um 360% gestiegen und sie wird – angetrieben vom Bevölkerungswachstum und zunehmender Verstädterung - weiterhin wachsen. Außerdem bleibt Wohnungsbau aufgrund von historisch niedrigen Zinsen und explodierenden Immobilienpreisen sehr lukrativ. Alle diese Entwicklungen benötigen enorme Mengen an Baumaterial – allem voran Sand.

Asiens Bauträume

In den Ländern, wo schnell und in großem Stil gebaut wird, wird entsprechend am meisten Sand benötigt. So zum Beispiel in China: In den letzten 2 Jahren hat das Land mehr Zement verbraucht als die USA in 100 Jahren. Und auch Dubais Hunger nach Sand ist nicht zu stoppen: Das Burj Khalifa – das größte Gebäude der Welt – hat über 45 Tausend Tonnen Sand verbraucht. Importiert aus Australien.

Es wird nicht nur auf Land gebaut, teilweise muss sogar erst zusätzliches Land entstehen. So zum Beispiel in Singapur. Dem Inselstaat wurde bereits 1/5 des Landes künstlich hinzugefügt, bis 2030 möchte es um weitere 100 km2 wachsen. Die Landgewinnung wird durch den massiven Import aus drei Ländern ermöglicht: Vietnam, Kambodscha und Malaysia. Diese Länder hab den Export wegen Sandknappheit offiziell eingestellt. Singapurs Statistiken zufolge wird Sand jedoch weiterhin aus zum Beispiel Kambodscha importiert – auf illegalem Wege.

Folgen für Umwelt und Gesellschaft

Wie das Singapur Beispiel zeigt, hat sich um den Sandhandel eine Schattenwirtschaft entwickelt. Eine Sandmafia klaut in vielen Teilen der Erde den Sand von Küsten und vom Meeresboden und riskieren dabei Menschenleben. In Indien ist die Sandmafia die größte kriminelle Vereinigung des Landes. Einheimische tauchen teils ohne Ausrüstung in 15m Tiefe, um Sand mit einem Metalleimer vom Meeresboden abzutragen. Und auch die Umwelt leidet unter dem massiven Sandabbau.

Durch den Abbau von Sand auf dem Meeresgrund und direkt an Stränden verschwinden Strände und komplette Inseln. Zum einen wird so der Lebensraum unzähliger Meerestiere zerstört, zum anderen werden beim massiven Ausbaggern des Meeresbodens Korallenriffe vernichtet und Kleinlebewesen angesaugt. Dadurch wird die Nahrungskette unterbrochen und Tiere vom Plankton bis zu den Walen sind gefährdet.

Maike Radermacher
http://trademachines.de/info/sand/