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Kratzer und Flecken ziehen sich über den Boden. Die Wände sehen auch nicht gerade viel besser aus. Auch den Fenstern und Türen würde ganz offensichtlich ein frischer Anstrich gut stehen. Im Badezimmer bildet sich Schimmel. Und die Wärmedämmung lässt ebenfalls zu wünschen übrig. Klarer Fall: Renovieren ist angesagt! Und das natürlich mit ökologischen Materialien, die die Umwelt und Gesundheit nicht schädigen, noch belasten. Hier ein paar nützliche Tipps, wie man seine Wohnung ohne den Einsatz von chemischen und giftigen Schadstoffen wieder auf Hochglanz bringen kann. // Sebastian Schulke

NATURFARBEN

Farbe ist nicht gleich Farbe. Konventionelle Wandfarbe enthält meist gesundheitsschädliche Lösungsmittel, die einem bereits beim Öffnen des Eimers in die Nase steigen. Diese giftigen Stoffe entweichen beim Verstreichen und Trocknen in die Raumluft, können allergische Reaktionen hervorrufen. Hinzu kommen Zusatzstoffe wie schwerflüchtige Weichmacher, halogenorganische Verbindungen und Formaldehyd als Konservierungsmittel sowie Schwermetalle als Trockenstoffe – die sollten in Wandfarbe und Räumen nichts verloren haben. Genauso wenig wie Aromaten – das sind flüssige Kohlenstoffe, die vom Xylol oder Toluol abgeleitet sind und als Lösungsmittel oder zur Reinigung eingesetzt werden. Naturfarben bestehen aus Lösungsmitteln, die aus Pflanzensäften (Harze) oder den Schalen von Zitrusfrüchten gewonnen werden. Diese natürlichen Rohstoffe haben zwar ebenso einen speziellen Eigengeruch, der jedoch als problemlos und unbedenklich angesehen werden kann. Die Hersteller von Naturfarben deklarieren vollständig sämtliche Inhaltstoffe. So können Kunden mit Allergien schnell und einfach einschätzen, ob die Farbe für sie geeignet ist.
Außerdem ist Naturfarbe sehr ergiebig. Je nach Untergrund genügt oft schon der erste Anstrich für eine ausreichende Deckung – auf Raufaser, Putz oder Holz. Ein weiteres großes Plus: Naturfarbe ist biologisch abbaubar. Farbreste können kompostiert, Eimer und Behälter problemlos gereinigt und wiederverwendet werden.
Für Feuchträume empfehlen sich Silikatfarben, deren Hauptbestandteil ein kaliumhaltiges Alkalisilikat (Wasserglas) ist. Dieses mineralische Bindemittel bildet keine Schicht auf der Oberfläche, sondern verbindet sich mit ihr unlösbar – man spricht dabei von Verkieselung. Bestens geeignet auf Beton oder mineralischen Putzen. Durch die natürliche Alkalität wirkt diese Farbe schimmel- und algenhemmend. Und sie behindert die Diffusion von Wasserdampf nicht. In der Wand enthaltene Feuchtigkeit kann ungehindert entweichen. Bei den Silikatfarben allerdings darauf achten, dass man einen Hersteller nimmt, der auch wirklich umweltschonende Farben anbietet.
Kalkfarben gehören zu den ältesten, mineralischen Farben. Sie sind aufgrund ihrer vorbeugenden Wirkung gegen Schimmelbefall ebenfalls sehr gefragt und geeignet – insbesondere für Renovierungsarbeiten im Badezimmer oder in der Küche. Denn: Durch ihre starke Alkalität entziehen sie dem Schimmel den Nährboden, sind dampfdiffusionsoffen und sorgen dafür, dass das Raumklima gut, ausgeglichen und gesund ist.

BÖDEN

Kork, Linoleum, Teppich-, Holz- und Parkettböden – die Auswahl ist groß und umfangreich. Und jeder Bodenbelag hat seine ganz besonderen und speziellen Eigenschaften.
Fangen wir mit Teppichböden an: Kokos, Schurwolle oder Sisal sind Naturfasern, die eine natürliche Antistatik besitzen und Feuchtigkeit speichern, die sie bei trockener Luft wieder abgeben. Das sorgt für ein gutes und ausgewogenes Raumklima. Als Beschichtung eignet sich Naturlatex hervorragend. Beim Kauf darauf achten, dass der Teppichboden nicht mit Motten- und Brandschutzmitteln oder kunststoffhaltigen Imprägnierungen behandelt wurde. Zum Verkleben am Boden empfiehlt sich Naturharzkleber. Übrigens: Wollteppiche sorgen nicht für mehr Staub in der Wohnung, wie viele meinen, sie binden die kleinen Partikel aus der Luft. Allergiker können sich also im Wohnzimmer oder Schlafzimmer ganz entspannt zurücklehnen. In der Küche empfiehlt sich Linoleum, das man nicht mit dem gesundheitsschädlichen PVC-Bodenbelag verwechseln sollte. Es ist ein reines Naturprodukt – bestehend aus Leinöl, Kork, Pigmenten, Naturharzen und mineralischen Füllstoffen. Linoleum ist biologisch abbaubar, besitzt eine antibakterielle Wirkung, enthält kein Asbest, Formaldehyd, FCKW und auch keine Schwermetalle.
Das gilt ebenso für Kork. Sein natürliches Rohmaterial wird aus der Rinde der Korkeiche gewonnen und als Granulat mit Kleber vermischt. Beim Kauf besonders darauf achten, dass der Kork aus Ländern mit entsprechenden ökologischen Standards für die Ernte stammt, in denen kein Raubbau betrieben wird.
Darauf sollte man auch bei Holz- und Parkettböden achten. Tropenhölzer sind natürlich ein absolutes Tabu. Heimische Hölzer wie beispielsweise Eiche, Kiefer, Kastanie, Kirsche, Buche, Esche und Ahorn aus Wäldern mit nachhaltiger Forstwirtschaft sind ökologisch vertretbar. Außerdem sollten sie frei von Insektiziden, Pestiziden und Holzschutzmitteln sowie mit Naturharzöl imprägniert sein. Dann kommen die inneren Werte vom Holz voll und ganz zum Tragen – es ist atmungsaktiv, wärmedämmend und feuchtigkeitsregulierend. Bei der Pflege mit natürlichem Öl oder Wachs gilt: weniger ist mehr! Denn das Pflegemittel dringt tief in die Zellen des trockenen Holzes ein und sorgt für eine natürliche Versiegelung der Oberfläche.

SCHIMMEL

Gelb, schwarz oder grün kommt er daher, der Schimmel. Im Badezimmer, in der Küche, aber auch im Schlafzimmer, wenn man dort wenig heizt und dadurch viel Feuchtigkeit in der Luft hängen hat. Allein der Mensch gibt nachts einen halben Liter Wasser an die Raumluft ab. Mit relativ einfachen Hilfsmitteln wie medizinischem Alkohol (mindestens 70 Prozent) aus der Apotheke, Sodalösung oder Ammoniak kann man dem Schimmel an den Kragen gehen. Dabei sollte man eine Atemschutzmaske tragen. Biologische Schimmelpilzmittel auf Peroxycarbon-Basis, die aus Fruchtsäure und etwas Aktivsauerstoff bestehen, sind ebenfalls sehr wirksam, können sogar in der Küche angewendet werden.
Die chemische Keule (Aktivchlor) ist nicht nur gesundheitsschädlich, sondern oft nur von kurzer Dauer wirksam und greift nicht den Zellkern des Schimmelpilzes an. Niemals Schimmel abkratzen, immer feucht mit einem Lappen behandeln. Sonst verteilen sich die Sporen im gesamten Raum. Danach kann die Stelle mit einem Föhn getrocknet werden. In regelmäßigen Abständen kontrollieren, ob sich relativ schnell neuer Schimmel bildet. In diesem Falle sollte man einen Experten kommen lassen, da der Schimmel möglicherweise bereits unter der Tapete, der Wandfarbe oder im Putz sitzt.

DÄMMUNG

Nicht nur die Mieten steigen fast unaufhörlich, auch die Energiekosten. Eine moderne, nachhaltige und umweltbewusste Wärmedämmung kann viel Geld sparen. Naturdämmstoffe wie Holzfaser, Gras, Kork, Flachs, Kokosfaser, Perlite, Lehm, Hanf oder Schilfrohr spielen dabei eine immer größere Rolle. Denn diese sind wasserdampfdurchlässig und weisen dadurch klare Vorteile gegenüber konventionellen Wärmedämmstoffen auf. Bevor man jedoch selbst Hand anlegt und auf eigene Faust seine vier Wände ökologisch sinnvoll und wertvoll dämmt, sollte man sich den Rat eines Fachmanns holen. Wärmedämmung ist ein sehr komplexes Thema und hängt von vielen Faktoren ab – wie Altbau, Neubau, Bausubstanz, Dachgeschoss, Erdgeschoss, und, und, und … l