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Minihaus

Baubiologisch Wohnen und Bauen

Baubiologie steht für Gesundheit, Qualität, Nachhaltigkeit und schöne Gestaltung. Nun hat jeder Mensch nur ein begrenztes Budget zur Verfügung. Kann man sich trotzdem baubiologisches Wohnen, Bauen und Sanieren leisten? Hierzu stellten wir Winfried Schneider, Architekt und Geschäftsführer des Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN einige Fragen:


Was ist Baubiologie?

„Definitionsgemäß ist Baubiologie die Lehre von den ganzheitlichen Beziehungen zwischen den Menschen und ihrer gebauten Umwelt“. Raumumschließende Flächen wie Wände bezeichnen Baubiologen auch als „dritte Haut des Menschen“. Damit soll zum Ausdruck kommen, wie eng wir damit verflochten sind. Ziel ist es, eine gesunde, nachhaltige, schöne und soziale Wohn- und Arbeitsumwelt zu schaffen.

Das hört sich nach teuer an?

Überhaupt nicht. Preis-wertes und sozialverträgliches Bauen und Wohnen hat in der Baubiologie einen hohen Stellenwert; Ziel ist, dass sich jeder ein gesundes und nachhaltiges Wohn- und Arbeitsumfeld leisten kann. Baubiologische Inneneinrichtungen und Gebäude können mit einfachen, kostengünstigen und regional verfügbaren Materialien, wie z.B. Holz oder anderen Baustoffen aus nachwachsenden Rohstoffen, Lehm- und Kalkprodukten sowie einer einfachen Haustechnik erstellt werden. Im Übrigen gibt es viele konventionelle Baustoffe, die auch von Baubiologen verwendet werden, so z.B. Ziegel, Holz, Kalkprodukte, Natursteine, Fliesen, Glas.

Ist also baubiologisches Bauen billig?

Jein. Die Antwort ist nicht ganz einfach, da das Wohnen und Bauen eine individuelle und eine gesellschaftliche Komponente hat.
Zur individuellen Komponente: Es gibt Bauherren, die wenig Geld haben und aus der Not oder auch aus Überzeugung eine Tugend machen. Mit großem Spaß, Kreativität und viel Eigenleistung erstellen sie einfache, kostengünstige und dennoch schön gestaltete Häuser, Wohnungen und Inneneinrichtungen. Auf diese Weise entstehen oft spannende und sehr preiswerte Projekte mit Lehm aus der Baugrube, Steinen aus der Umgebung, Holz vom Sägewerk um die Ecke, recycelten Bauteilen z.B. aus Abrisshäusern, selbst geschreinerten Möbeln, sogenannte Minihäuser usw. Trendforscher sehen aktuell im Do it yourself bzw. Maker Movement den Beginn einer Wende.
Natürlich gibt es auch Bauherren, die haben nicht die Zeit und das Know-how für viel Eigenleistung. Diese können sparen durch Verwendung einfacher Materialien (Fichtendielen statt Hartholzparkett, Standard-Sanitärobjekte, einfaches Regal hinter Vorhang statt Einbauschrank, ...), optimierte und intelligente raumsparende Grundrisse und Reduzierung auf das Wesentliche (siehe auch Infokasten).
Noch viel zu wenig genutzt werden die Einsparmöglichkeiten und Vorteile durch gemeinschaftliches Wohnen und Bauen.
Übrigens ist es nicht in Ordnung, wenn Kosten z.B. für einen erhöhten Wärmeschutz, Sonnenkollektoren, Photovoltaik oder Regenwasserbewirtschaftung der Baubiologie in die Schuhe geschoben werden. Auch wenn es sich um baubiologisch betrachtet willkommene Ausführungen handelt, würden die Kosten dafür auch im konventionellen Bau entstehen.

Und die gesellschaftliche Komponente zu den Kosten?

Beim konventionellen Bauen und Wohnen werden erhebliche Kosten verursacht, welche die Allgemeinheit tragen muss. Hierzu zählen z.B. Folgekosten aufgrund von Umweltschäden und der globalen Klimaerwärmung, Subventionierungen von Energie für energieintensive Unternehmen, aber auch für medizinische Behandlungen und Frührenten aufgrund entstandener Krankheiten nicht nur von Immobiliennutzern, sondern auch von Baustoffherstellern und -händlern, Handwerkern usw. Die so verursachten Mehrkosten werden auf ca. 10 % der Bau- und Wohnkosten geschätzt und müssen von allen Bürgern u.a. über Steuer- und Versicherungskosten getragen werden. Hierzu ist v.a. die Politik gefordert. Diese sollte für faire Marktbedingungen oder zumindest für die Unterstützung/Subventionierung gesundheitsbewusster und ökologischer Lösungen und Sanierungen sorgen. Krankenkassen sollten zumindest baubiologische Beratungen bezuschussen, nicht umsonst werden Baubiologen auch Haus-Ärzte genannt. Durch solche sinnvolle Maßnahmen bekämen nicht zuletzt auch die vielen kleinen und engagierten Handwerker, Firmen und Baustoffhersteller baubiologischer Produkte und Bauweisen die vielfach nötige und eben auch faire Unterstützung (Gesetz von Angebot und Nachfrage).

Was haben Arbeitgeber von einem baubiologisch konzipierten Arbeitsumfeld?

Gute und wichtige Frage: Es ist oft unbegreiflich, unter welchen Bedingungen viele Arbeitnehmer arbeiten müssen. Aufgrund von Schadstoffen, Schimmel, Elektrosmog, Lärm, schlechtem Raumklima und Licht, aber auch einer kalten/unnahbaren Raumatmosphäre werden die betroffenen Menschen nicht nur krank, sondern es sinkt auch deren Arbeitsleistung (Kopfschmerzen, Konzentrationsprobleme, häufige Arbeitsausfälle usw.). Man spricht auch vom Sick-Building-Syndrom. Arbeitgeber sind also auch aus rein ökonomischen Gründen gut beraten, ihren Mitarbeitern ein baubiologisch konzipiertes Arbeitsumfeld zu bieten.

Nun mal konkret. Was kostet baubiologisches Bauen und Wohnen?

Wer einfach baut, zahlt nicht mehr oder sogar weniger, als im konventionellen Bau üblich. Wer sich einen gewissen Luxus leisten möchte, wie z.B. Vollholzparkett aus seltenen Hölzern, Edelputze oder teure Natursteinböden oder hochwertige Möbel, muss mit Mehrkosten gegenüber konventionellen Lösungen rechnen. Generell gilt, baubiologisches Bauen ist nicht billig, sondern preis-wert, will heißen, ist ganzheitlich betrachtet seinen Preis wert, zumal man damit langfristig Qualität und ein gesundes, wohltuendes und schön gestaltetes Wohn- und Arbeitsumfeld erhält.
Letztendlich ist es ähnlich wie in fast allen Bereichen, also z.B. ähnlich wie bei Lebensmitteln: Obst aus ökologischem Anbau, angebaut, geerntet und gehandelt unter fairen Bedingungen ist eben aus guten Gründen etwas teurer, als Obst aus einer industrialisierten Landwirtschaft und vom Billigdiscounter. Generell gilt: Ein gesundes und nachhaltiges Leben ist ganzheitlich betrachtet auch preis-wert.


Winfried Schneider, Architekt
Institut für Baubiologie+Nachhaltigkeit IBN, Erlenaustraße 24, 83022 Rosenheim
www.baubiologie.de

Tipps zum preiswerten baubiologischen Bauen und Wohnen

  • Natürliche und einfach zu verarbeitende Baustoffe
  • Reduzierung der Gewerke
  • Erfahrene Planer und Handwerker
  • Kompakte einfache Bauformen, Grundrisse, Installationen
  • Optimierte Wohnflächen, Statik und Konstruktionen
  • Eigenleistung
  • Gemeinschaftliches Bauen
  • Amortisation energiesparender Maßnahmen und langlebiger Materialien berücksichtigen

Mehr Infos: www.baubiologie.de und www.baubiologie-shop.de
Baubiologische Fachleute und Produkte:  www.baubiologie-verzeichnis.de