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Baubiologisch sanieren

Sanieren ist gegenüber neu bauen meist die weitaus ökologischere Variante. Zudem ist es oft eine Möglichkeit, gute Architektur, Kultur und Heimat zu erhalten sowie – auf Wunsch auch in Kombination mit neuen Gestaltungselementen und zeitgemäßer Haustechnik – eine einzigartige und besondere Wohnatmosphäre zu schaffen.

Wird umfassender saniert, renoviert, modernisiert oder umgebaut, muss entsprechend dem Gebäudeenergiegesetz GEG häufig auch energetisch saniert werden. Um den Energiebedarf von Gebäuden effektiv zu reduzieren, braucht es meist ein aufeinander abgestimmtes Konzept mehrerer Maßnahmen wie Wärmedämmung aller Hüllflächen, neue Fenster und eine neue Heizungsanlage.

In diesem Beitrag geht es um die Frage, welche Dämmung für die Außenwände die Richtige ist. Mittels einer Außendämmung lässt sich der Energieverbrauch eines Gebäudes i.d.R. um ca. 10 bis 20 % reduzieren, aber auch das Raumklima verbessern und die Gefahr von Schimmelbildung reduzieren.

Jede Baukonstruktion und jeder Baustoff hat ihre/seine spezifischen Eigenschaften bezüglich Feuchte-, Wärme-, Schall- und Brandschutz, Ökologie, Toxikologie, Verarbeitung, gestalterischer und baurechtlicher Aspekte, Kosten u.v.m. Entsprechend bedarf die Entscheidung, ob man außen oder innen dämmt und welchen Dämmstoff man verwendet, einer genaueren Betrachtung.

Baubiologisch empfehlenswerte Dämmstoffe für nicht erdberührte Außenwände enthalten keine giftigen Bestandteile, haben eine gute Ökobilanz, bilden im Brandfall keine hochtoxischen Gase, sind wiederverwendbar oder zumindest problemlos zu entsorgen und bestehen überwiegend aus nachwachsenden oder mineralischen Rohstoffen. Zudem sind sie diffusionsfähig, haben ein gutes Feuchteausgleichsvermögen und können Wärme nicht nur gut dämmen, sondern auch speichern.

Außendämmung

Wärmedämmungen auf Fassaden werden häufig mit hinterlüfteten Holzschalungen, Holzwerkstoffplatten (z.B. Holz-Zementplatten) oder mineralischen Platten verkleidet. Alternativ kommt ein sog. Wärmedämmverbundsystem (WDVS) infrage.

Bei einem WDVS handelt es sich um Wärmedämmung, die verputzt wird. Hierfür eignen sich z.B. Platten aus Holzweichfasern, Hanf, Kork, Schilfrohr oder Mineralschaum. Aus haftungsrechtlichen Gründen sind Systemlösungen zu empfehlen, bei denen sämtliche Materialien wie Dämm- und Befestigungsmaterial, Putzaufbau usw. aufeinander abgestimmt sind, um eine rissfreie und schlagregensichere Konstruktion zu erhalten. Bei größeren Dämmstärken ab ca. 18 cm Gesamtdicke sind Systeme mit einer Unterkonstruktion z.B. aus Holzträgern und einer Trägerplatte aus verputzten Holzweichfaser- oder Holzwolle-Leichtbauplatten wirtschaftlicher, deren Hohlräume mit losen Dämmstoffen wie z.B. lose Holzfasern, Zelluloseflocken, Hanffasern oder Stroh eingeblasen oder gestopft werden. Alternativ werden auch Wärmedämmputze  mit mineralischen Zuschlägen angeboten,  die allerdings schlechter dämmen soweit es sich nicht um vergleichsweise teuren sogenannten   Aerogel-Dämmputz  handelt. Baubiologisch nicht empfehlenswert sind sog. organische Putzzuschläge wie z.B. aus Polystyrolkügelchen.

Auf WDVS ist v.a. in der kalten Jahreszeit häufig mit Kondensation, Reif- und Eisbildung zu rechnen, da der austrocknende Wärmenachschub von innen fehlt. Algen- und Schimmelbildung mit entspr. Verfärbungen auf der Putzoberfläche können die Folge sein. Um diesem Effekt vorzubeugen, sollten v.a. diese Regeln beachtet werden:

  • Feuchteausgleichende und diffusionsfähige Putze und Wandfarben (z.B. auf Kalk- oder Silikatbasis) mit ausreichender Dicke (≥ 20 cm),
  • Wärmedämmung mit guten wärmespeichernden Eigenschaften,
  • Ausreichend großer Dachüberstand u.a. als Regenschutz,
  • Schattenbildung z.B. durch immergrüne Bäume vermeiden.

Im erdberührten Bereich (Keller, Sockel...) empfehlen sich besonders Schaumglasplatten; diese können nicht feucht werden und sind verrottungs- und ungezieferbeständig.

Innendämmung

Innendämmung an Außenbauteilen ist ein heikles Thema, da hierdurch der sog. Taupunkt weiter nach innen rückt und die Wände bei nicht fachgerechter Ausführung feucht und schimmlig werden können (vergleichbar mit dem kühlen Bierglas, das im Sommer außen nass wird). Eine Außendämmung ist deshalb einer Innendämmung vorzuziehen. Jedoch ist eine Außendämmung gerade bei Altbauten oft nicht erwünscht oder möglich, da die Fassaden aus ästhetischen Gründen erhaltungswürdig sind oder gar unter Denkmalschutz stehen, an ihnen Kletterpflanzen ranken oder keine Gerüste aufgestellt werden können.

Auf jeden Fall ist bei Innendämmung eine fachliche Planung und Ausführungsüberwachung unverzichtbar. Fachleute ermitteln Dicke und Details in Abstimmung mit den vorhandenen Bauteilen und der zukünftig zu erwartenden Nutzung auf Basis eines komplexen Simulationsprogramms zur Berechnung des Wärme- und Feuchtetransports. Häufig empfehlen sich z.B. deutlich geringere Dämmdicken als bei Außendämmung üblich, was letztendlich aber auch den Raumflächenverlust eingrenzen hilft.

Früher hat man Innendämmung i.d.R. mit einer innenliegenden Dampfsperre versehen. Mittlerweile favorisiert man dafür hygroskopische Materialien, die Feuchtigkeit vergleichbar einem Löschpapier gut aufnehmen, kapillar weiterleiten und in die Innenräume wieder abgeben können. Jedoch funktioniert dieses Prinzip nur, wenn man auch darauf abgestimmte Innenputze und -farben verwendet und ausreichend heizt und lüftet.

Gut bewährt haben sich z.B. Kalziumsilikat- und Schilfrohrplatten, da sie Feuchtigkeit besonders schnell aufnehmen und wieder abgeben und nicht schimmeln. In vielen Fällen eignen sich aber auch z.B. Holzweichfaser- oder Korkplatten.

In nicht, schlecht oder selten beheizten und gelüfteten Kellerräumen sollte man dagegen besser Schaumglasplatten verwenden; diese sind anorganisch und dampfdicht. Eine Sanierung gegen aufsteigende oder von außen eindringende Feuchtigkeit ersetzen sie allerdings nicht.

Raumklima

Bei der Diskussion rund um Wärmedämmung häufig vergessen wird der positive Effekt auf das Raumklima. Erhöht wird nämlich dadurch die Oberflächentemperatur auf der Innenseite der Außenbauteile, wie z.B. der Außenwände. Dies verbessert die Behaglichkeit, reduziert Zugerscheinungen und hilft dadurch nicht zuletzt, Erkältungen oder gar Verspannungen bis hin zu Rheuma zu vermeiden.

Fazit

Nicht immer empfiehlt sich eine Wärmedämmung. Manchmal bringt sie nicht viel oder es sind andere Maßnahmen wie z.B. neue Fenster, eine neue Heizung auch nur Sonnenkollektoren auf dem Dach wirtschaftlicher und sinnvoller. Die Fragen, ob eine Wärmedämmung sinnvoll ist, was sie energetisch bringt, ob Außen- oder Innendämmung und welche Produkte sollten auf Basis eines Wirtschaftlichkeitsvergleichs zusammen mit hierfür geeigneten Fachleuten, wie z.B. Baubiologischen Gebäude-Energieberatern IBN, geklärt werden.

Winfried Schneider, Architekt und Leiter Institut für Baubiologie + Nachhaltigkeit IBN