Gesunde Möbel aus ökologischen Materialien
Nachhaltiges Wirtschaften – heutzutage ist es in aller Munde – hat dort angefangen, wo die schönsten Möbel ihren Ursprung haben: Für einen beständigen Ertrag sei die nachhaltige Bewirtschaftung des Waldes vonnöten, erklärte Hans Carl von Carlowitz bereits 1713.
Das Thema ist seitdem nicht minder aktuell, es ist vielmehr von globaler Bedeutung in allen Bereichen des Wirtschaftens geworden. Carlowitz meinte damals, dass einem Wald nicht mehr Holz entnommen werden sollte, als nachwächst. Heute verstehen wir unter Nachhaltigkeit weitaus mehr – für ein Möbelstück zum Beispiel, dass sein Holz nicht aus Raubbau im Tropenwald kommt und auch andere verarbeitete Materialien möglichst naturbelassen und ungiftig daher kommen.
Heimische Hölzer
Viele Menschen achten daher beim Möbelkauf immer mehr auf eine ökologisch einwandfreie Herkunft und Verarbeitung ihrer Einrichtung. Möbelhölzer aus Raubbau-Wirtschaft aus asiatischen oder afrikanischen Regenwäldern sind hierzulande glücklicherweise auch durch viel Aufklärungsarbeit wieder aus der Mode gekommen. Fragen Sie in den Möbelhäusern ruhig nach, woher das Holz für Ihre zukünftigen Mitbewohner kommt. Buche, Birke, Eiche, Erle, Esche, Fichte, Kirsche, Robinie oder Zirbe: In heimischen Wäldern steckt das Holz für die ökologischsten und gesündesten Möbel.
Kleine feine Möbelmanufakturen
Einfallsreiche regionale Unternehmen und handwerkliche Manufakturen schaffen daraus Unikat-Möbelstücke, die sich lange sehen lassen können – zum Beispiel auch in der Kombination mit anderen ökologischen Werkstoffen wie Glas oder Stein. Das schafft hier Arbeitsplätze und hält die Wertschöpfung im Lande. In den letzten Jahren haben sich viele Schreiner wieder dem schönen Möbel verschrieben und sich als kleine Unternehmen in der Region etabliert. Kurze Wege und individuelles Design sind hier im direkten Kontakt möglich. Sicher lassen sich auch Betriebe in Ihrer Nähe finden.
Bearbeitet aber wenig behandelt
Neben seiner wohnlich behaglichen Ausstrahlung schaffen unbehandelte Holzmöbel auch eine gute Raumatmosphäre. Nur mit Naturöl bzw. Leinöl-Firnis eingerieben, kann das Holz „atmen“, seine Poren bleiben offen. Es kann Feuchtigkeit aus der Luft aufnehmen und sie bei trockener Raumluft wieder abgeben. Bei starker Verschmutzung kann ein so behandeltes Holzmöbel leicht wieder geschliffen und schön gemacht werden. Das ist bei lackiertem Holz schwierig, bei dem jeder Kratzer Spuren hinterlässt, die mit viel mehr Aufwand wieder beseitigt werden müssen.
Auf Behandlung achten
Leider offenbart sich dem Käufer im Geschäft nicht so ohne weiteres, was sonst noch so drin ist im Möbel: Kleber, Lacke, Platten und Polster können vielfältige Stoffe enthalten, die der Gesundheit nicht zuträglich sind: flüchtige organische Verbindungen (VOC), Formaldehyd, phosphororganische Flammschutzmittel, alternative Weichmacher im Lack und umstrittene halogenorganische Verbindungen. Mittlerweile gibt es für alle Verarbeitungsschritte Alternativen zu gesundheitsschädlichen Materialien. So kommt als Leim für ökologisch gearbeitete Möbel der sogenannte ‘Weißleim’ in Frage, ein auf Poly Vinyl Acetat (PVAC) als Bindemittel basierender formaldehydfreier Dispersionsleim auf Wasserbasis. Wer es bunt mag: Es gibt inzwischen ungiftige RAL-Farben ebenfalls auf Wasserbasis.
Bezüge und Polstermaterialien
Nicht nur beim Holz, auch bei Polster und Bezug kommt es auf das Material an: Je naturbelassener die Herkunft, desto ökologischer bzw. weniger Schadstoffe ausdünstend ist es in der Regel. Hochwertige Verarbeitung hat zwar seinen Preis, ist dafür aber auch noch nach Jahren ansehnlich – ein Möbel aus so einem Material kann man sein ganzes Leben „besitzen“. Viele Firmen haben sich hier Nischen für Möbel geschaffen, die es nicht von der Stange gibt und verarbeiten hochwertige Wolle oder pflanzlich gegerbtes Leder zu wunderschönen Bezugsstoffen. Dafür muss auch das Innenleben stimmen: Schaumstoffe wie das HCKW und FCKW freie „MDI Polyurethan System” sind auch bei der Herstellung nicht schädlich.
Zertifizierte Öko-Möbel
Sicher geht der Käufer, wenn er sich einem Möbelhaus anvertraut, das im Europäischen Verband der ökologischen Einrichtungshäuser organisiert ist. Der Zusammenschluss von rund 50 ökologisch engagierten Möbelhändlern, hat sich mit den ÖkoControl-Kriterien Qualitätsstandards unterworfen, mit denen ihre Waren von unabhängigen Instituten auf Schadstoffe geprüft werden.
Ein mit dem ÖkoControl-Siegel ausgezeichnetes Möbelstück muss aus massivem Holz aus zumeist europäischem Anbau oder aus Leimholz- oder Dreischichtplatten, Multiplex- oder furnierten Tischlerplatten hergestellt sein. Nur Rückwände und Schubladenböden dürfen aus mehreren Furnieren oder Sperrholz sein. Das Holz sollte FSC (Forest Stewardship Council) oder Naturland Verband e.V. zertifiziert sein. Die Oberflächen sind mit Lasuren, Naturharzölen und Wachsen auf natürlicher Basis behandelt.
Bei Polstermöbeln sollte Kleber nur minimal verarbeitet sein und das Latex zu 100 Prozent natürlichen Ursprungs, auch Vliese dürfen nicht synthetisch hergestellt sein. Selbstverständlich sind sie wie die Bezugsstoffe nicht mit Motten- und Flammschutzmitteln ausgerüstet, Azofarben sind tabu.
Da Metalle das natürliche Erdmagnetfeld verändern, achten die Händler bei Betten und Lattenrosten darauf, dass sie ohne möglicherweise schlafstörende magnetisierende Metalle verarbeitet sind.
Ohne Ecken und Kanten
„Design oder Nicht-Sein“: Was lange halten und gut aussehen soll, muss so gestaltet sein, dass es kurzlebige Moden hinter sich lässt. Zeitlos schöne Möbel – das ist auch eine Einstellungsfrage. Ein sorgfältig ausgewähltes Lieblings-Stück zu kaufen macht mehr Sinn, als alle paar Jahre die Einrichtung auszutauschen. Denn Qualität ist letzten Endes auch bei Möbeln auf Dauer billiger und besser – für die eigene Gesundheit und die Nachgeborenen. An einem schönen Möbel können sich noch einige Generationen erfreuen.
Andrea Reiche