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Während Lebkuchen und Stollen zur Advents- und Weihnachtszeit bereits im frühen Mittelalter Symbole zum Fest waren, entwickelte sich die Tradition, Weihnachtsplätzchen zu backen erst viel später. Vermutlich aus dem Teegebäck der feinen Gesellschaft im 18. Jahrhundert entstand im Laufe der Zeit das kleine Weihnachtsgebäck mit exotischen Gewürzen.

 

PlaetzchenbackSpatzWeihnachtsplätzchen, die mit ihrem wundervollen Aroma das ganze Haus durchströmen, begeistern Kinder jeden Alters seit Generationen. Selbst unsere abgeklärte Cyber-Generation legt Handy und Tablet beiseite um mit Ausstechern Schneemänner, Sterne, Herzen und vieles mehr zu produzieren. So wird Weihnachten schon im Vorfeld zu einem Familienfest.

Weihnachtsgewürze

Gewürze aus fernen Ländern sind für die Weihnachtsbäckerei unerlässlich. Aber wie bei so vielen Dingen, nur mit guten Zutaten gibt es ein gutes Ergebnis. Und, lassen Sie die Finger von Aromen. Um den intensiven Geschmack zu erreichen sind entweder Unmengen vom jeweiligen Gewürz von Nöten und das macht sie extrem teuer, oder Sie haben Dinge in jedem Tropfen Aromaöl, die Sie nicht einmal aussprechen können. Auch der Zusatz „natürlich“ ist dabei nicht hilfreich, denn natürlich ist auch Erdbeeraroma aus Sägespänen. Es ist darüber hinaus auch kein Hexenwerk mit dem Abrieb und dem Saft frischer, unbehandelter Bio-Zitronen den Butterplätzchenteig völlig natürlich zu aromatisieren.
Die typischen Weihnachtsgewürze sind Anis, Ingwer, Kardamom, Muskatnuss, Nelke, Piment, Vanille und Zimt. Ungewöhnlich ist noch der Galgant aus der Familie der Ingwergewächse, der nach Hildegard von Bingen viele positive Eigenschaften hat und Plätzchen eine feine Schärfe verleiht. All diese Gewürze sind aus fernen Ländern, die schon früher die Hanseaten, die so genannten Pfeffersäcke, reich gemacht haben. Und auch heute bleibt von den hohen Marktpreisen – die echte Vanille kostet aktuell mehr als Silber – wenig für die Bauern übrig. Daher der Tipp und die Bitte: Bio-Gewürze aus fairem Handel!

Feine Zutaten

Für einen Plätzchenteig braucht es nur wenige Zutaten. Neben den Gewürzen sind es Butter, Zucker, Eier und Mehl, die man je nach Geschmack und Ausrichtung verändern kann. Statt Butter kann man Bio-Margarine verwenden, statt Zucker Honig oder Agavendicksaft, Kokosblütenzucker etc. Und wer es lieber regional mag: Auch der Zuckerrübensaft mit seinem leicht karamelligen Geschmack eignet sich für die Weihnachtsbäckerei. Während der Kokosblütenzucker in Rezepten eins zu eins mit dem normalen Haushaltszucker ausgetauscht werden kann, ist bei den flüssigen Süßungsmitteln ein wenig Geschick gefragt um Süße und Konsistenz des Teiges optimal zu erreichen. Bei den Eiern ist der Griff zu Bio-Eiern selbstverständlich und beim Mehl besteht eine gute Auswahl an regionalen Produkten. Als einen neuen Trend, den es zu etablieren gilt, sehen die Urkorn Puristen das Backen mit alten Getreidesorten wie Einkorn, Emmer und Dinkel an (www.urkorn-puristen). Und wirklich, Backwerke aus diesen alten Sorten eröffnen ein neues Geschmackserlebnis. „In der Weihnachtsbäckerei bestimmen vor allem Ei, Butter, Stärke und Zucker die Backeigenschaften“, so Sebastian Brücklmaier aus München, einer der Bäcker der Urkornexperten. „Hier können Urgetreide-Arten daher bestens eingesetzt werden.“ Allerdings verschweigt er auch nicht, dass die Verarbeitung der Mehle aus Urgetreide anspruchsvoll ist, da der Teig mehr zum Kleben neigt und damit Geduld und Geschick verlangt. Der höhere Aufwand lohnt aber auf jeden Fall. Wer Lust darauf hat Neues zu probieren, kann das Rezept von Ernährungsberaterin Stefanie Dehn nachbacken. Wer mehr über das Backen mit Urkorn erfahren möchte geht auf ihren Blog www.urkornblog.de

Weihnachtsplätzchen lieben Nüsse

Und ganz besonders frisch gemahlene. Das macht zwar ein wenig mehr Arbeit, garantiert jedoch das volle Nussaroma. Mandeln sind wärmeliebende Rosengewächse und daher haben sie einen längeren Anreiseweg bis in unsere Backstube, denn sie reifen nur in mediterranen Gebieten. Dennoch muss es nicht die kalifornische Mandel sein, spanische haben einen deutlich kleineren CO2-Fußabdruck. Mit der Haselnuss haben wir eine heimische Nuss, die ernährungsphysiologisch der Mandel kaum nachsteht und sie wächst sozusagen vor der Haustüre. Zum Beispiel bei den Biobauern Waltraud und Peter Hartel. Sie kultivieren seit 2003 Haselnussbäume im Dachauer Land (www.waldis-haselnuss.de). Walnüsse hingegen sind meist aus Frankreich, außer man hat das Glück, einen Bauern vor Ort mit Nussbaum zu haben, oder man wird in kleinen Hofläden fündig.

Rosinen – geliebt und gehasst

Bei Rosinen streiten sich die Geister. Die einen lieben sie, die anderen pulen sie aus dem Gebäck. Aber ein Weihnachtsstollen ohne Rosinen geht eigentlich gar nicht. Eine wunderbare Alternative sind hier Goji-Beeren. Die passen auch hervorragend in einen Panettone, den schmackhaften Weihnachtskuchen aus Italien. Zitronat und Orangeat, unverzichtbare Zutaten für die Weihnachtsbäckerei, sind fertig gewürfelt oder im Stück zu erhalten. Die biologischen Produkte sind meist ohne Weißzucker hergestellt, wie das Zitronat von Rapunzel.


Mit so vielen guten Zutaten wird das Backen zur reinen Freude. Und natürlich auch das Naschen. Wir wünschen eine schöne Vorweihnachtszeit und ein friedvolles Fest.
Elisabeth Schütze