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Kakao

Herzerwärmend an kalten Wintertagen

Eine dampfende Tasse heiße Schokolade! An kalten Wintertagen, nach der Schlittenfahrt oder dem Toben draußen auf dem Spielplatz ein himmlischer Genuss. Für die Großen darf‘s sogar mit Schuss sein. Oder lieber fest als Riegel oder Praline? Auf jeden Fall gilt: Winterzeit ist Schokozeit. Bio und fair gehandelter Kakao macht den Genuss rund.

Da werden Kindheitserinnerungen wach: Dunkles Kakaopulver angerührt, mit Milch und Wasser gekocht, vielleicht ein Schuss Sahne dazu – so machten es Mutter und Großmutter. Die Tasse wärmte die schneeklammen Finger und es schmeckte einfach nur lecker.

Riegel zum Trinken

Heutzutage geht das einfacher mit Riegeln, die in der heißen Milch erwärmt werden. Im Bioladen findet sich hier eine paradiesische Vielfalt für Schleckermäuler aller Geschmacksrichtungen. Kakao in Variationen, von denen wir als Kinder nicht mal zu träumen wagten!
Da gibt es neben dem echten Kakao-Pulver zum Anrühren – pur aus verschiedenen Anbauländern und mit verschieden hohen Kakaoanteilen entweder herber oder süßer – auch Mischungen mit Gewürzen oder Kräutern. Dazu Riegel, Sticks oder Taler, die sich in heißer Mich auflösen und mit vielen Geschmäckern angereichert sind, etwa Zimt, Chili, Ingwer, Grüntee oder Caramel. Wer gerne mal etwas anderes ausprobiert, kann seine heiße Schokolade mit einem Schuss Rum, Whisky, Rotwein oder Espresso anreichern.

Gute Schokolade ist immer auch Bio-Schokolade.

Vom pestizidfreien Anbau der Pflanzen über die schonende Verarbeitung bis zu den Inhaltsstoffen: Hier haben nämlich künstliche Aromen oder Emulgatoren wie Sojalezithin nichts zu suchen. Die beste Bio-Schokolade ist natürlich die fair gehandelte – denn bei fair trade haben auch die Kakaobauern- und -Arbeiter einen Anteil am Genuss des Luxusprodukts.

Von bitter bis süß, pfeffrig oder fruchtig

Wie beim Wein kann der Käufer auch bei guter Schokolade nach Anbauländern wählen: Ecuador, Venezuela, Peru, Mexiko und Brasilien liefern etwa gute Kakao-Qualität aus Zentralamerika, doch Hauptproduzent ist heute Afrika, allen voran die Elfenbeinküste, die ein Drittel des weltweit produzierten Kakaos herstellt, auch Ghana, Nigeria und Kamerun sind große afrikanische Produktionsländer. Größter asiatischer Produzent ist Indonesien.
Und nie war die Vielfalt größer: Es gibt „bittere“ oder herbe Schokoladen mit einen hohen Anteil an Kakaomasse von 100, 80, 90 oder 70 Prozent für die puren Genießer. Wer es fruchtiger und würziger mag, kann Schokolade gefüllt mit Marzipan oder verschiedenen Fruchtzubereitungen und Gewürzen wählen, neben heimischen wie Himbeere, Kirsch, Orange und Mandarine gibt es viele exotische Zutaten wie Vanille, Zimt, Kokosnuss, Feigen, Cranberries, Datteln Acai- und Goji-Beeren oder Grüntee. Und natürlich Nüsse und Mandeln, die jede Schokolade knackig machen. Chili, Pfeffer und Meersalz mögen pikantere Geschmäcker – es wird viel experimentiert und ausprobiert.
Fast immer dabei – außer bei der 100-prozentigen Schokolade – ist Kakaobutter, die bei der Bereitung der Kakaomasse gewonnen wird. Als Süßstoff dient neben Agavendicksaft heute vielfach auch Kokosblütenzucker oder nicht raffinierter Zucker aus Zuckerrohr.

„Rohe“ und vegane Schokolade

Ebenfalls ein neuer Trend im Bioladen ist „rohe“ und vegane Schokolade – für Rohköstler und andere Liebhaber möglichst naturbelassener Lebensmittel. Aber was bedeutet roh bei der Kakaoverarbeitung? Die Kakaobohnen werden hier nicht erhitzt, also nicht geröstet, sondern langsam natürlich getrocknet, dann kalt gemahlen. So sollen wertvolle Inhaltsstoffe wie Flavonoide erhalten bleiben. Denn normalerweise wird der Trocknungsprozess der Kakaobohnen durch Rösten beschleunigt, beim Conchieren wird die Kakaomasse auf 70 bis 80 Grad 24 bis 48 Stunden lang erhitzt und gerührt. Bei roher Schokolade bleibt die Temperatur während der gesamten Verarbeitungszeit von der Bohne bis zum Endprodukt unter 49 Grad Celsius. Die Produzenten achten auf hervorragende Qualität und biologischen Anbau, also ohne Pestizideinsatz. Für Veganer gibt es Schokolade ohne Milch und andere tierische Zusätze. Milchpulver wird hier meist durch Reisdrink-Pulver ersetzt.

Erfolg für Make Chocolate Fair!

Kakaobäume brauchen es warm und feucht und lieben keine direkte Sonneneinstrahlung, sie wachsen nur unter höheren Bäumen und in Mischkulturen gut. Die Büsche tragen das ganze Jahr über Früchte, die direkt am Stamm wachsen. Im sehr mühsamen Kakaoanbau, der über 5,5 Millionen Bauern und über 14 Millionen Arbeiter in südlichen Ländern ernährt, herrschen nach wie vor harte und oft menschenunwürdige Arbeitsbedingungen, besonders an der Elfenbeinküste und in Ghana, wo Kakao Haupteinnahmequelle ist, die Bauern aber mit weniger als 1,25 US-Dollar am Tag auskommen müssen.
Um solchen Missständen abzuhelfen, hat sich die Kampagne Make Chocolate Fair! gegründet, in der Organisationen und Aktionsgruppen aus 17 europäischen Länder bessere Löhne und Arbeitsbedingungen für die auf den Plantagen Beschäftigten fordern. In Deutschland koordiniert das INKOTA-Netzwerk die Aktivitäten. Nach zwei Jahren intensiver Kampagnenarbeit ist die europäische Schokoladenindustrie auf eine der zentralsten Forderungen von Make Chocolate Fair! eingegangen: Im Dezember 2015 versprach ihr Dachverband CAOBISCO, dass Schokoladenunternehmen ihre Bemühungen zur Verbesserung der Lebens- und Arbeitsbedingungen von Kakaobauernfamilien verstärken werden.
Bei fair gehandelter Schokolade bekommen die meist in Kooperativen zusammengeschlossenen Bauern einen Preis, der unabhängig vom stark schwankenden Weltmarktpreis ist. GEPA zahlt zum Beispiel einen Mindestpreis von 2.000 US-Dollar plus 200 US-Dollar Fair-Trade-Prämie pro Tonne Rohkakao. Damit ist es den Genossenschaften möglich, den Kakaobauern einen kostendeckenden Preis zu zahlen, der auch ein gutes Leben ermöglicht. Wenn der Weltmarktpreis für Rohkakao über dem Fair-Trade-Mindestpreis liegt, wird dieser zuzüglich der Fair-Trade-Prämie bezahlt. Wer sich also gute Schokolade gönnen will, dem sollte sie einen fairen Preis wert sein – damit der Genuss ungeschmälert ist.

Andrea Reiche