Bei vielen kommt kein Alkohol mehr auf den Tisch
Sich an einem heißen Tag Zeit nehmen und ein kühles Getränk zu genießen, tut nicht nur gut, es schmeckt auch gut. Wo früher noch ein kühles Bier gezischt wurde, wird jetzt oft auf Nolos und Glowtails zurückgegriffen. Dabei handelt es sich um wenig oder antialkoholische Getränke, die nicht nur hip, sondern auch gut für die Gesundheit sind.
Die Nachricht muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, oder vielleicht auch zweimal lesen: Laut einer aktuellen Studie aus dem medizinischen Fachmagazin Lancet, sollen Menschen unter 40 Jahren nur minimale Mengen Alkohol, wenn überhaupt trinken. Bildlich gesprochen handelt es sich dabei zum Beispiel um Wein in Esslöffelportionen oder ein Bier im Schnapsglas.
Im Rahmen der Studie haben US-Medizinerinnen und Mediziner untersucht, wie sich das gesundheitliche Risiko des Alkoholkonsums von Geschlecht, Alter und auch der jeweiligen Weltregion abhängt. Ziel war es die Trinkmengen mit den niedrigsten körperlichen Beeinträchtigungen zu ermitteln. Sprich, wie viel kann zu sich genommen werden, bevor das Risiko eines alkoholabstinent lebenden Menschen überschritten wird. Bei der Gruppe, der 15- bis 39-jährigen Männern, ergab sich die Zahl von maximal 0,136 alkoholischen Standardgetränken pro Tag. Als Standardgetränk gilt ein kleines Bier oder ein kleines Glas Wein, in dem sich 10 bis 12 g Alkohol befindet. In der Gruppe der Frauen waren es 0,273 Getränke. Auch hier nur minimal das, was ein kleines Bier oder ein Glas Wein an Alkohol enthält. Abseits dieser Marken nimmt die Gefahr von gesundheitlichen Schäden bei jungen Menschen zu.
Für den einen oder die andere tröstlich: Ab 40 Jahren steigt der vertretbare Alkoholkonsum an. Die empfohlene Trinkmenge liegt dann im Schnitt zwar immer noch recht niedrig, doch ein halbes bis hin zu fast zwei Getränken pro Tag können gesunde Menschen dann schon zu sich nehmen. Umstritten und pikant: In dieser Altersgruppe können geringe Mengen Alkohol unter Umständen sogar gut für die Gesundheit sein, wenn es beispielsweise gilt Schlaganfällen oder Herzerkrankungen vorzubeugen.
Was auch immer von der Studie zu halten sein mag, sie beschreibt doch ein interessantes Phänomen: Denn seit immer mehr Jahren trinken die Deutschen immer weniger regelmäßig Alkohol und auch die täglichen Alkoholmengen fallen deutlich geringer aus. Während die Männer im Jahr 2000 noch durchschnittlich 23 Gramm Reinalkohol pro Tag konsumierten und die Frauen circa 10 Gramm, tranken die Männer 2015 nur noch 16 und die Frauen 8,5 Gramm – Tendenz weiter fallend. Dennoch gilt Deutschland als Hochkonsumland: So nahmen die Deutschen ab 15 Jahren im Jahr 2020 im Schnitt 10,8 Liter reinen Alkohol im Jahr zu sich. Der Schnitt in anderen OECD-Ländern beträgt dabei nur 8.9 Liter.
Jugendliche schwören ab
Glücklicherweise zeigt sich, dass der Alkoholkonsum auch bei Jugendlichen kein wichtiges Thema mehr zu sein scheint – Alkopops verlieren ihren Reiz, genauso wie das „Komasaufen“. Nach Erhebungen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA) anlässlich des Weltdrogentages am 26. Juni zeigt sich zwar, dass aktuell 8,7 Prozent der 12- bis 17-jährigen Jugendlichen regelmäßig, also mindestens einmal wöchentlich, Alkohol trinken. Im Vergleich zu 21,2 Prozent im Jahr 2004 hat sich der Wert aber deutlich reduziert und erreicht den niedrigsten Stand seit Beginn der Beobachtung. Auch bei jungen Erwachsenen im Alter von 18 bis 25 Jahren ist der Anteil, der regelmäßig Alkohol trinkt, gesunken: Lag er im Jahr 2004 bei 43,6 Prozent, sind es aktuell 32,0 Prozent.
Die 30-Tage-Prävalenz des Rauschtrinkens zeigt sich sowohl bei den 12- bis 17-Jährigen als auch bei 18- bis 25-Jährigen zwischen 2019 und 2021 rückläufig. Die Gründe dafür liegen wohl nicht nur in erfolgreichen Präventionskampagnen, sondern auch vor allem am gesellschaftlichen Wandel. „Alkohol macht müde und fett, beides finden junge Leute heute uninteressant“, sagt Johannes Lindenmeyer. Er ist Direktor der Salus Klinik in Lindow, die sich auf Suchtprobleme spezialisiert hat. „Aktiv sein, lange aufbleiben können, fit sein – und das auch ausstrahlen – all das wird auch bei jungen Leuten immer wichtiger“, sagt Lindenmeyer.
Nolos und Glowtails sind stark im Kommen
Immer gefragter sind daher sogenannte „Nolo“-Getränke, also „no and low-alcoholics“ die dem allgemeinen Trend der Achtsamkeit entsprechen. Dabei geht es nicht nur um entalkoholisierte Produkte wie Wein und Bier, sondern auch um Imitate für harte Getränke wie Rum, und Whiskey, und für Cocktail-Basisgetränke wie Wodka, Gin und Tequila. Nach Angaben des Wirtschaftsmagazin „Forbes“ und dem Marktforschungsunternehmen „International Wine and Spirits Record“ (IWSR) belief sich 2020 der Umsatz der „Nolo“-Getränke allein in Westeuropa auf 80 Mio. €, bis 2024 soll er auf circa 500 Mio. steigen.
In vielen Bars und Restaurants bekommen viele Cocktail-Rezepte jetzt ein healthy Update mit weniger oder keinem Alkohol, dafür aber mit gesunden Zutaten. Der Sommertrend 2022 geht zu den „Glowtails“. Diese Drinks sorgen nicht nur für den begehrten Frische-Kick und Extra-Glanz für die Haut. Sie bieten das volle Cocktail-Gefühl, ohne auf deren exotischen, rauchigen oder fruchtigen Geschmäcker verzichten zu müssen. Das Geheimnis dahinter bilden auch unterschiedliche Sirupvarianten. Daneben versorgen Glowtails den Nährstoffhaushalt im Körper mit Mineralien und Vitaminen. Sie verhelfen so der Haut zu einem strahlenden Teint und auch das Immunsystem wird gestärkt.
So mischen die Mixologen Früchte- und Beeren und greifen dabei auch gerne auf Limetten zurück. Diese enthalten wichtige Stoffe wie Kalium, Kalzium und Phosphat. Kalium spielt z.B. eine wichtige Rolle bei der Funktion von Herz und Muskeln und Kalzium stärkt bekanntlich die Knochen. Pfirsiche, Äpfel und Birnen beinhalten wertvolle Vitamine, die das Immunsystem stärken und sind zudem gute Magnesium-Lieferanten. Dunkle Beeren enthalten Antioxidantien und schützen den Körper vor freien Radikalen – Erdbeeren enthalten sogar mehr Vitamin C als Orangen. Beeren aller Art sind die perfekten Begleiter für einen Glowtail und geben der kühlenden Erfrischung einen süßen Geschmack.
Stephan Wild