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Seit über einem Jahr prägt die Corona-Pandemie unser Leben und wie lange sie noch andauert, weiß niemand richtig vorherzusagen. Mehr denn je wird jetzt Resilienz beschworen, um die kommenden Monate gut zu überstehen. Mit einfachen Tricks lässt sich dabei schon viel machen.

Was vielleicht dem einen oder anderen während des ersten Lockdowns im März 2020 noch einfach erschien, wirkt allmählich doch beschwerlich: ständiges Homeoffice, Homeschooling und die Unwägbarkeiten im beruflichen und privaten Leben schlagen auf das Gemüt. Darüber täuschen auch ergonomische Stühle und von Ringleuchten beschienene HD-Kameras am Schreibtisch nicht hinweg.

Auch wenn uns die Nachrichten täglich daran erinnern, das Gehirn hat sich trotzdem noch lange nicht daran gewöhnt: Wir leben in einer Ausnahmesituation. Um damit besser zurecht zu kommen wird vielerorts Resilienz beschworen. Gemeint ist damit auf Belastungssituationen so reagieren zu können, dass die Funktionsfähigkeit wieder schnell hergestellt ist. Egal ob Mensch, Unternehmen oder Ökosystem: Wer resilient ist, kann mit Stress leichter umgehen.

Fehlende Resilienz macht sich bemerkbar, wenn die persönliche Verletzbarkeit zu und die eigene Stärke abnimmt. Symptome sind vermehrtes Schwitzen, schlechter Schlaf oder wenn sich Ärger und Aggression immer schlechter kontrollieren lässt. Langanhaltender Druck geht bei vielen Personen mit negativen Effekten für die geistige und körperliche Gesundheit einher. Steigende Scheidungsraten und Drogenmissbrauch sind oftmals Ausdruck offener Verzweiflung innerhalb der Gesellschaft.

Gleichzeitig gibt es aber auch Menschen, die unter widrigen Umständen stabil bleiben. Sie isolieren sich nicht, bleiben engagiert und überlegen, wie sie das Leben für sich und ihre Mitmenschen positiv beeinflussen können – meist begreifen sie ungewollte Veränderungen als Teil des Lebens, Lernerfahrung und Chance für neue Möglichkeiten.

Resilienz ist lernbar

Egal ob Arbeit oder soziales Umfeld: Schon vor Corona gehörten Stress und Angststörungen zu den häufigsten Erkrankungen in Deutschland. Dabei gilt aber auch, dass wer über eine hohe Resilienz verfügt, zwar auch gestresst ist, aber weniger Angst, Depressionen und körperliche Erkrankungen entwickelt. Die gute Nachricht: Resilienz ist nicht gottgegeben – jeder kann daran arbeiten resilienter zu werden. Schon einfache Maßnahmen und Übungen helfen dabei weiter.

Veränderung annehmen und leben

Auch wenn kein Stein auf dem andern bleibt, sind Veränderungen generell unvermeidbar. Sicherlich haben sich bei fast jedem in diesem und im letzten Jahr die Ziele und Pläne geändert. Dabei hilft es Ruhe zu bewahren und Akzeptanz zu üben. Manches lässt sich auch nach der Pandemie angehen, Anderes wird vielleicht nicht wieder kommen. Wir leben in einer dynamischen Wirklichkeit, weswegen sich auch immer neue Chancen ergeben. In jeder Lebenslage ist es dabei entscheidend seine Kraft auf Dinge zu konzentrieren, die sich verändern lassen und verändern lassen wollen.

Mentale Beweglichkeit aktivieren

Mit Stress und Belastung gehen oft Automatismen zu deren Bewältigung einher. Dabei verfügt jeder über die Fähigkeit seine Aufmerksamkeit selbst zu steuern und zu kontrollieren. Mentale Agilität lässt sich wie ein Muskel trainieren. Wer bei Stress tief ein- und ausatmet, einen Schritt zurückgeht und versucht das vorliegende Problem zur Lösung aus unterschiedlichen Perspektiven zu betrachten, gewinnt Abstand und verbessert dadurch seine Handlungsoptionen.

Reflektion und Selbsterkenntnis stärken

Sicher, die Pandemie geht an niemandem spurlos vorbei. Gleichzeitig bietet sie jedem die Ruhe und Gelegenheit sich selbst kennenzulernen und zu verstehen, mit welchen Herausforderungen man selbst gut umgehen kann und wo Stress entsteht. Dabei können unterschiedliche Fragen aufkommen: Wie stark engagiere ich mich eigentlich noch im Job? Wie gut kann ich alleine sein? Welche Vorhaben habe ich im Leben? Im Lockdown wird auch viel Lärm aus dem Alltag weggedimmt, eine gute Zeit für Muße und zur Selbstreflektion.

Neue Ziele definieren

Anstatt sich zu überlegen was nicht geht, sollte darauf geschaut werden, welche Projekte machbar sind und welche nicht. Dabei sollte definiert werden, welche nächsten Schritte notwendig und welche Meilensteine realistisch erreichbar sind. Ziele sind nicht immer leicht zu erreichen, Etappen aber schon.

Freundschaften pflegen

Resilienz hängt nicht alleine von der jeweiligen Persönlichkeit ab, sondern auch von den Beziehungen, die man führt. Besonders in stressigen Lebensphasen treten diese oftmals in den Hintergrund, weil die notwendige Aufmerksamkeit dafür fehlt. Dabei wäre es gerade dann wichtig, durch die Verbindung zu anderen die eigene Resilienz zu stärken. Der Austausch mit Freunden und Bekannten hilft unterschiedliche Sichtweisen zu Themen aus verschiedenen Lebensbereichen kennenzulernen und die eigene Persönlichkeit zu entwickeln.

Wichtig ist es gute Gewohnheiten zu entwickeln oder beizubehalten, weil das Hirn Struktur braucht. Hier helfen auch Rituale. Das kann der Spaziergang oder Sport am Feierabend sein, genauso wie der Kaffeetratsch mit Kollegen via Teams oder Zoom. In Zeiten von Social Distancing ist es wichtiger denn je miteinander in Kontakt zu bleiben. Der Mensch ist ein Gesellschaftstier und trotz räumlicher Entfernung kann man seiner Familie und Freunden auch aus der Ferne nah sein.

Stephan Wild