Spielzeug gibt es in Hülle und Fülle. Doch wie erkenne ich gute, sichere und umweltfreundliche Produkte. Hier ein paar Tipps und Tricks, worauf man achten sollte.
Überall fliegt es herum. In Schränken, in Regalen, auf dem Tisch, dem Boden, im Bett und natürlich kreuz und quer in der Wohnung. Das gute Spielzeug. In Form von Bauklötzen und Murmeln, Teddys und Puppen, kleinen Spielfiguren und piepsenden Würfeln aus Stoff oder Plastik. Dazu gesellen sich große und kleine Autos aus Holz oder Metall. Oder Bälle, Ringe und Seile. Bei Spielzeugen herrscht eine ganz spezielle Diversität, die vor Festen wie Weihnachten und Ostern oder Geburtstagen immer wieder ansteigt.
Man sollte jedoch genau hinschauen, was man seinen Kindern, Enkeln oder Freunden für Spielzeug kauft. Denn auch hier gibt es große und feine Unterschiede. Die Diversität drückt sich bei Spielzeugen nicht nur in Form einer bunten und schönen Vielfalt aus. Schadstoffe, Umweltgifte, Massenproduktion und Müllberge spielen auch hier eine Rolle. Zumal Kinder, ob nun Babys, Kleinkinder oder auch noch Schüler, mit ihrem Spielzeug oft gerne von morgens bis abends spielen. Sie schlecken es ab, stecken es in den Mund. Und so sollte man beim Kauf beachten, ob Kuscheltiere, Autos oder Bausteine wirklich kindgerecht, sicher und umweltverträglich sind.
Das fängt bereits mit ganz einfachen Tests direkt im Laden an: Ist das Spielzeug stabil und robust? Halten die Nähte und Verschlüsse? Gibt es scharfe Ecken oder Kanten? Verströmt es einen chemischen Geruch? Da kann man bereits mit ein paar Handgriffen viel sehen und bemerken.
Außerdem sollte jedes Spielzeug das sogenannte CE-Zeichen tragen, mit dem jeder Hersteller, jede Herstellerin versichert, dass die Spielfigur, das Bauernhof-Bau-Set oder die Puppe den EU-Richtlinien für Spielzeugsicherheit entspricht. Es ist allerdings kein externes Güte-Siegel oder Zertifikat, sondern in Europa gesetzlich vorgeschrieben. Die CE-Kennzeichnung bringt der Hersteller selbst am Produkt an – es ist also nicht mehr als ein Mindeststandard. „CE“ steht für Communauté Européenne (Europäische Gemeinschaft).
Im Gegensatz zum GS-Zeichen, das für „Geprüfte Sicherheit“ steht. Dabei unterziehen sich die Hersteller externen und freiwilligen Tests, bei denen beispielsweise die Strapazierfähigkeit von Spielzeug überprüft wird. Mit dem Siegel wird bestätigt, dass die europäischen Sicherheitsnormen eingehalten werden. Über die Qualität des Spielzeugs sagt das jedoch nicht viel aus. Dafür gibt es die verschiedenen TÜV-Prüfsiegel (Technischer Überwachungsverein). Die testen eher Einzelaspekte: wie Sicherheit, pädagogischen Wert, Produktqualität.
Schadstoffe, Sicherheit sowie die Rohstoffgewinnung und Produktion unter sozialen Aspekten werden beim „Blauen Engel für Spielzeug“ beachtet. Die genauen Kriterien dafür werden vom Umweltbundesamt bestimmt. Leider tragen bislang nur wenige Spielwaren den Blauen Engel. Ein Grund dafür könnte sein, dass die Auflagen für das „faire Siegel“ recht hoch sind. Doch genau das dient ja dem Wohle der Kinder. In „Weltläden“ findet man zwar oft „faires Spielzeug“ – selten jedoch mit offiziellem Gütesiegel.
Das Thema „fair“ spielt allerdings beim Thema Spielzeug eine immer größere Rolle: Im Juli 2020 wurde in Nürnberg die „Fair Toys Organisation“ (FTO) von zivilgesellschaftlichen Organisationen, Spielwaren-Unternehmen, Kommunen und Akteuren aus der Wissenschaft gegründet. Sie versteht sich als transparente Kontrollinstanz für die Einhaltung und Verbesserung von sozialen und ökologischen Standards in den Lieferketten der Spielzeugindustrie. Die vom Bundesentwicklungsministerium geförderte Initiative möchte ein unabhängiges Siegel einführen, das für eingehaltene Arbeitnehmerrechte und Sozialstandards in der Spielzeugproduktion steht. Die FTO hat aktuell 26 Mitglieder. Darunter sind bislang 15 von den mehr als 600 Spielzeugunternehmen in Deutschland vertreten. Bis die genaue Zertifizierung und Umsetzung für das faire Gütesiegel steht, dauert es noch.
Zurück zum Spielzeug: Lackierte Spielsachen sollten speichelecht sein. Das heißt: Die Kleinen können ihr gelbes Holzauto oder ihren blauen Holzring auch mal in den Mund nehmen oder abschlecken, ohne dass sich das Produkt abnutzt und der Nachwuchs plötzlich bunte Zähne hat. Genau dafür steht die Kennzeichnung DIN 53160. Eine weitere Kennzeichnung lautet DIN 71-1. Diese weist darauf hin, dass das Spielzeug besonders strapazierfähig ist.
Generell sollte Spielzeug aus langlebigen, schadstoffarmen und möglichst natürlichen Rohstoffen wie Holz, Baumwolle oder echtem Leder gefertigt sein, sodass im Spielzimmer nicht ein gigantischer Plastikberg entsteht. Das hat natürlich seinen Preis. Doch es lohnt sich, sorgt für viel Spaß und langanhaltende Freude bei den Kindern. Zumal sich hochwertige Spielzeuge gut reparieren lassen und auch recycelbar sind. Sie verzichten auf pompöse und übertriebene Verpackungen, sind nicht doppelt und dreifach in Plastik verhüllt. Wer dennoch Plastik-Spielzeug kauft, sollte zumindest auf „freiwillige Hinweise“ der Hersteller wie „PVC-frei“, „phtalatfrei“ oder „BPA-frei“ achten.
Billigspielzeug geht nicht nur meistens schnell kaputt, es weist bei externen Tests häufig gesundheitsschädliche Stoffe und Grenzwertüberschreitungen auf. Hier sollte man sehr genau schauen, was man für seine Kinder kauft. Frei von Schadstoffen sollte auch Kinderschminke sein. Zertifizierte Naturkosmetik mit BDIH-Siegel kommt ohne Paraffine, Silikone und synthetische Mittel aus.
Allerdings kommt es nicht nur darauf an, was drin steckt, sondern auch was raus kommt – wie beispielsweise bei einer Spieluhr. Viele sind für das empfindliche Gehör von Kindern zu laut. Hier kann man vor dem Kauf selber hören und testen, wie angenehm beziehungsweise unangenehm die Musik oder das Geräusch für das Ohr sein könnte. Außerdem sollten diese meist batteriebetriebenen Spielzeuge mit wiederaufladbaren Akkus ausgestattet sein – das spart Batterien und schont die Umwelt.
Bleibt noch eine Frage: Wo kaufe ich Spielzeug, das die Umwelt nicht belastet, fair gehandelt wird und Kindern einfach Spaß macht? Nein, nicht bei irgendwelchen internationalen Konzernketten oder in riesigen Supermärkten. Sondern im Fachhandel. In den schönen, bunten Spielwarenläden wird man immer noch gut und umfassend beraten. Aber auch Versandhäuser wie Waschbär, Hess Natur oder echtkind haben ein sehr gutes Angebot.
Sebastian Schulke