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Pflege mit Naturprodukten

Sonne und Meer – herrlich war der Urlaub. Wir haben ihn genossen, aber unsere Haare sehen spröde und trocken aus, sie brauchen jetzt richtig viel Pflege! Die starke Sonnenstrahlung und das Salzwasser haben sie doch ganz schön ausgelaugt. Eine natürliche Pflege, die auf Chemie verzichtet, hilft ihnen wieder zu glänzen.

In letzter Zeit sind viele gute Natur- und Bio-Haarpflegeprodukte auf den Markt gekommen. Das ist bei Shampoos für die Hersteller gar nicht so leicht. Denn damit es schäumt und reinigt, sprich entfettet, benötigt es waschaktive Substanzen, sogenannte Tenside. Für den Naturkosmetikbereich müssen sie aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt und biologisch abbaubar, also nicht Umwelt schädigend sein.

Mit Logo und Cosmos-Standard

Was nicht verwendet werden darf, steht im sogenannten Cosmos-Standard, der 2010 die Inhaltsstoffe definiert hat und seit 2017 für Natur- und Biokosmetikhersteller verpflichtend ist. Cosmos Organic steht dabei für Produkte mit den erforderlichen Mengen an Bio-Bestandteilen, Cosmos Natural für Produkte die dem Standard entsprechen, aber nicht die prozentualen Vorgaben für den Anteil an Bio erfüllen. Die Kennzeichnung steht immer unter dem Zeichen des verantwortlichen Zertifizierers oder Verbands wie Kontrollierte Naturkosmetik (Bundesverband deutscher Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflegemittel e. V. BDIH), NaTrue, Ecocert oder Naturland.

Sanft und schonend zum Schopf

Die schonendsten Tenside sind waschaktive Aminosäuren aus pflanzlicher Herkunft und Zuckertenside (Sodium Cocoyl Glutamate, Coco Glucoside), gewonnen aus Zuckerrübe, Zuckerrohr, Mais- und Kartoffelstärke sowie Palmöl oder Kokosfett. Dabei darf das Palmöl (palm, palmitate, Cetearyl Alcohol, Emulsifiers E471, Glyceryl Stearate oder Stearic Acid) natürlich nicht aus Kulturen stammen, für die Regenwald abgeholzt wurde. Die Webseite umweltblick.de listet Produkte auf, die ohne Palmöl auskommen.
Wer keine Tenside im Shampoo will, kann seine Haare mit Wasch- oder Lavaerde aus gemahlenem Ton waschen. Die Tonerde saugt Fett und Staub auf und erhält den natürlichen Säureschutzmantel der Kopfhaut. Ideal für alle, die hier Probleme haben – nur wer chemisch gefärbte Haare oder Strähnen hat, sollte Wascherde nicht verwenden, da diese sich am Haarschaft anlagert und die Haare hart werden lässt.

Nur lauwarm waschen

Generell sollte man Haare nie zu heiß waschen, das entzieht der Kopfhaut Fett und irritiert sie. Wenn die Schuppenschicht der Haare aufgeraut ist und die Haare stumpf und trocken aussehen, kann eine Spülung nach dem Waschen, die sich um die Haare legt, Abhilfe schaffen. Milch-, Seiden- und Weizenproteine machen das Haar glatt und kämmbar. Auch einmal die Woche eine Haarkur mit pflanzlichen Ölen, die mit einem um den Kopf gewickeltem Handtuch mindestens eine Viertelstunde – wenn nötig sogar über Nacht – einziehen kann, lässt das Haar glänzen.
Aber Achtung: Haare können auch überpflegt werden, dann kleben zu viele Pflegesubstanzen daran und sie hängen schlaff nach unten. Das Prinzip „weniger ist mehr“ gilt auch für Haarpflegeprodukte. Mit einer sogenannten sauren Rinse – Wasser mit ein wenig Essig oder Zitronensaft darin – lassen sich die überflüssigen Substanzen ausspülen.
Nach dem Waschen die Haare nur sanft mit dem Handtuch trocken drücken und ins feuchte Haar oder auch nur in die Spitzen einen Tropfen Haaröl eingetupft, verhilft zu einem schönen Glanz. Es gibt sie für die verschiedenen Haartypen zum Beispiel aus Argan-, Mandel-, Aprikosen-, Oliven-, Jojoba oder Avocadoöl. Da Föhnhitze die Haare strapaziert, sollten sie möglichst an der Luft trocknen.

Farbe und Styling

Gute Färbemöglichkeiten mit Pflanzenhaarfarben gibt es für dunklere Haartypen. Eine hellere Haarfarbe lässt sich ohne Chemie allerdings nicht bewerkstelligen. Für ein Tönen grauer Haare sind manchmal einige Anwendungen nötig. Farbpigmente aus Kamille, Henna, Rote Bete, Walnussschalen oder Kurkuma und Rhabarberwurzel umhüllen die Haare und lassen sie natürlicher aussehen als chemisch gefärbt. Die Naturhaarfarben geben dem Haar auch guten Stand und lassen sie daher voller scheinen. Ein Festiger ist hier meist überflüssig. Wer dennoch einen braucht kann Naturkosmetik-Schaumfestiger benutzen, die dem Haar mit Zuckertensiden oder etwa dem Verdickungsmittel Xanthan Halt geben. Auch Haarwachs, sparsam angewendet, bringt kräftige und lockige Haare gut in Form.

Das richtige „Werkzeug“

Am besten für Haare sind Kämme und Bürsten aus Naturmaterialen. Echte Wildschwein- oder Schweineborsten sind zwar teurer als solche aus Metall oder Kunststoff, dafür schonender zu Haar und Kopfhaut. Die Naturborsten haben eine ähnliche Struktur wie das menschliche Haar und können so das Fett aus der Kopfhaut gut verteilen. Einige Bürstenstriche mehr und zwar kopfüber, lassen die Haare daher schöner glänzen und regen die Haarmuskeln an – es müssen ja nicht jedes Mal Omas berühmte 100 Striche sein.
Mit Kämmen aus Horn, Holz, Zelluloid oder Kautschuk fliegen die Haare nicht, da die Materialien antistatisch sind, außerdem verheddern die Haare sich in den meist handwerklich gearbeiteten Kämmen nicht.

Im Winter hilft Haaröl

Schon geht es wieder dem Winter entgegen und unser Haar ist in der kalten Jahreszeit besonders gefordert, es leidet unter dem Wechsel von kalter Luft draußen, trockener drinnen und dem Auf und Ab von Mützen. Damit die Haare hier nicht zu Berge stehen, brauchen sie mehr Fett. Sie sollten dann nicht öfter als dreimal pro Woche gewaschen werden. Es gibt schöne Haaröle, die Spliss an den Spitzen vorbeugen und auch gegen das Fliegen helfen.
Natürlich gepflegte Haare sind auf alle Fälle robuster und weniger anfällig für Stress – sei es Hitze, Trockenheit oder Salzwasser. Und weil man sie besonders sparsam verwenden kann, lohnen sich auch die teureren Bioprodukte.


Andrea Reiche