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Mobilität bleibt ökonomisch, ökologisch und gesellschaftspolitisch wichtiger denn je. Deutschland gilt als einer der stabilsten Wirtschaftsräume weltweit und ist das verkehrstechnische Herz Europas. Im Schnitt legt der Einzelne im Land gut 41 Kilometer am Tag zurück und ist damit ungefähr 80 Minuten pro Tag unterwegs. Elektrische Antriebe spielen dabei eine immer größere Rolle.

 

Es geht vorwärts im Land, und zwar elektrisch: Seit mehreren Monaten wachsen Monat für Monat die Produktions- und die Absatzzahlen im Bereich reiner E-Autos. Laut dem Berliner Automobil-Analyst Matthias Schmidt werden heuer Elektroautos die magische Grenze von einer Million Zulassungen in Europa überschreiten. Doch nach dem starken Anstieg könnte es bald auch schon zu  einer Verlangsamung am Markt kommen, oder vielmehr zu einer Verschiebung von reinen Elektroautoverkäufen hin zu Plug-In-Hybriden (PHEVs), die dann den Markt bestimmen werden.

Allein die deutschen Automobilhersteller konnten im März dieses Jahres verkünden, dass jedes fünfte Auto mit irgendeiner Art von Steckanschluss produziert wurde. Dies zeigt ein Blick auf die Absatzzahlen: In den ersten vier Monaten 2021 wurden rund 332.000 Plug-In-Hybride in Europa zugelassen, die Anzahl der reinen E-Autos belief sich auf 271.000 Einheiten. Damit lagen die reinen Stromer den vierten Monat in Folge hinter den Zulassungszahlen der „Teilzeitstromer“. Der Verkauf der reinen E-Autos wurde vor allem getrieben durch sogenannte Volumenmodelle, wohingegen PHEV vor allem von Premium-Herstellern auf die Straße gebracht wurden.

E-Mobile legen in Deutschland stark zu

So hat beispielsweise Volkswagen von April 2020 bis April 2021 doppelt so viele E-Auto-Neuzulassungen (206.400) wie der Branchenpionier Tesla (102.500) verzeichnen können. Im Vorjahr sah das noch anders aus. Brachte es Tesla damals auf 109.700 Stromer, lag der VW-Konzern „nur“ bei 46.500 Fahrzeugen. Dabei gilt Deutschland im europäischen Vergleich als wachstumsstärkster Markt Europas. In den letzten zwölf Monaten blickt man auf über 250.000 Zulassungen von reinen E-Autos zurück. Gemeinsam mit PHEV lassen sich über eine halbe Million elektrifizierte Fahrzeuge verzeichnen. In anderen europäischen Ländern sieht der Trend nicht so positiv aus: Spanien bringt es zum Beispiel gerade einmal auf 1,8 Prozent Zulassungen von E-Autos. Italien verzeichnet 3,1 Prozent und lag in den ersten vier Monaten des Jahres deutlich unter dem Marktdurchschnitt. Es sind daher vor allem die nordischen Märkte wie Norwegen (53,3 %) und Schweden (8,9 %) sowie Großbritannien (7,2 %), Frankreich (6,9 %) und die Niederlande (6,6 %),  die den E-Auto-Absatz in Europa weiterwachsen lassen.

Gleichwohl wird von Branchenexperten erwartet, dass sich das E-Auto-Wachstum mittelfristig   wieder abschwächen wird. Das liegt auch daran, dass das Gros der Käufer sich noch nicht ausreichend mit dem Thema Elektromobilität beschäftigt hat. So hat eine Euronics-Studie in einer repräsentativen Online-Umfrage mit 10.000 Teilnehmern (18 bis 65 Jahre) das Know-how und das Informationsverhalten bei E-Mobilität untersucht. Dabei zeigte sich, dass der Wissensstand der Deutschen trotz der stark gestiegenen Nachfrage noch ausbaufähig ist.

Der Markt muss noch besser informiert werden

Nach ihrer Selbsteinschätzung zum Wissen über E-Mobilität abseits des Elektroautos, gaben 46,5 Prozent der Befragten an, gut informiert zu sein. Über ein Drittel der Teilnehmer (35,5 %) schätzten ihr Wissen als eher gering ein. Dass E-Mobilität mehr eine Männerdomäne zu sein scheint, legt ein Blick in die Detailauswertung nahe: Mit 56,8 Prozent halten sich die Männer für besser informiert als die Frauen (36,1 %). Ebenso schätzten jüngere Befragte im Alter zwischen 18 und 29 Jahren ihr Wissen über E-Mobilität höher ein als die Teilnehmer ab 30 Jahren.

Elektromobilität geht weit über das E-Auto hinaus. Konsumenten müssen sich mit neuen Prozessen und Technologien auseinandersetzen, was die Kaufentscheidung erschwert. Dass sich über ein Drittel der Deutschen noch nicht ausreichend informiert fühlt, bedeutet für uns, den Kunden umso mehr mit Service und Beratung zur Seite zu stehen“, so Philipp Neuffer, Projektleiter e-Mobility bei Euronics Deutschland.

Für potenzielle Käufer von Elektroautos stehen bei der Beratung laut der Umfrage vor allem zwei Themen im Vordergrund: 69,1 Prozent der Zielgruppe möchten vor allem zu den Möglichkeiten staatlicher Förderungen und Prämien beraten werden. Für 65 Prozent sind Informationen zu Wartung und Reparaturen besonders relevant. Details zur Leistung und Haltbarkeit des E-Fahrzeugs (45,4 %) und die Bereitstellung von Ladesäulen vor Ort (43,9 %) sind den befragten E-Auto-Interessenten etwa gleich wichtig.

Die Zahlen zeigen, dass sich der Wandel hin zu einer individuellen, aber klimafreundlichen Mobilität, trotz aller bisher erzielten Erfolge, erst langsam im allgemeinen Bewusstsein verankert. Der nächste Schritt wird sein, dass auch ein Gebrauchtwagenmarkt für Elektrofahrzeuge entstehen muss. Schon heute kann sich nicht jeder ein neues Fahrzeug leisten  – das ist beim Elektrofahrzeug nicht anders als beim Verbrenner.

Stephan Wild