sdg banner deutsch

Alma Klein

Naturmode im Herbst/Winter 17/18

Die Tage werden kürzer, die Temperaturen sinken... Zeit für gemütlich-warme Herbst- und Wintermode! Die neuen Kollektionen der „Green Fashion“-Hersteller machen Lust auf die kalte Jahreszeit: Modische Opulenz, große Farbenvielfalt und ein Hauch von Sexappeal bestimmen das Bild. Bühne frei für den modischen Auftritt!

Knalliges Rot, leuchtendes Blau, sattes Gelb....die neuen Modefarben wetteifern um Aufmerksamkeit. Violett und Pink Berry geben Statements ab. Dazu gesellen sich dunkle, reiche Töne wie Pflaume, Smaragdgrün und Petrol. Silbergrau und Puder moderieren. Schwarz verleiht Coolness. Zu den Modewörtern, die man sich in dieser Saison merken muss, gehören „Boxy Fit“ (kurze, kastige Formen), „Athleisure“ (sportlich-funktionale Looks) und „Sloutch Boots“ (weit geschnittene Stiefel oder Overknees mit geschopptem Schaft). Individueller Stilmix und modische Opulenz avancieren zu übergeordneten Modethemen. „Glam und Military“, „Punk und Grunge“, „Rockabilly und Sportswear“ treffen aufeinander, so die Trendforscher der Mode.

Art Crafts – Handmade-Optik

Ein prägnantes Beispiel für den neuen Herbst/Winter-Look ist der Hippiestyle der vier Models auf dem Cover des Alma&Lovis-Lookbooks, das dem Beatles Album „Abbey Road“ nachempfunden ist. Modethemen wie „Art Crafts“ – Materialien, die wie handgemalt oder -gestrickt aussehen – werden ausdrucksstark umgesetzt. „Boho Rock“ steht für ein maßloses Spiel der Gegensätze. Auf zarter Seide breiten sich Drucke mit barocken Formen aus. Zu den Material-Highlights gehört kbA-Tüll (eine Seltenheit!) z.B. für duftige Röcke mit edlem Strickpullover kombiniert.
Zwischen Aufbruch und Rückzug, Stilbruch und Widerspruch bewegen sich die Kollektionsthemen „Metropolis“, „Eternity“, „Passion“ und „Rustic Purism“ des GOTS-zertifizierten Fair Fashion Labels Lanius. Das Spiel mit Bewegungsfreiheit und Sinnlichkeit, mit Zeitgeist und Romantik, spiegelt die Wandlungsfähigkeit der Weiblichkeit wider. Die neue Mode ist „clean“, aber verspielt, „angezogen“, aber nicht zu formell. Das Materialspiel mit (Rhabarber-) Leder, Denim und Seide wird mit barocken Stilelementen wie Rüschendetails, eingestrickten Volants und Plissee-Strukturen noch potenziert. Tweed und Samt brechen allzu Verspieltes auf.

Pure, sportlich-feminine Eleganz

Ausgesprochen zurückhaltend wirkt dagegen die neue Kollektion des fair und nachhaltig in Europa produzierenden Labels Lana. Die überwiegend ruhige Schnittführung und sportlich-feminine Eleganz der hochwertigen Naturmodekollektion zeigt sich in neuen Basics wie auch in aufregenden Iconics. Modische Höhepunkte sind u.a. eine Paperback-Hose aus Walk und ein Oversize-Blazer mit rechtwinkligem Reversabstich. Die offene, silbergraue Wollfilzjacke „Marta“ mit weich fließendem Schalkragen und großer Kapuze ist pure Eleganz.
„Plissee“, ein großes Modethema des Herbst/Winters, wird wegen der Waschbeständigkeit der Falten herkömmlich aus Polyester hergestellt. Lanius ersetzt es durch Rippenstrick in Plissee-Optik aus 100 Prozent Organic Cotton mit geringem Elasthananteil. Lana kombiniert feine Plissee-Gestricke mit neuartigen Materialien wie indigogefärbtem Tencel oder wattiertem Baumwoll-Jersey. Schöner Fall? Garantiert!

Winterwarmer Strick aus Hanf

Auch die robuste Naturfaser Hanf ist wintertauglich. Für die kalte Jahreszeit hat der Hanfspezialist HempAge ein neuartiges Hanfstrickmaterial entwickelt, das das angenehme Tragegefühl des Hanfs mit den wärmenden Eigenschaften der Wolle verbindet. Für die Außenseite wird ein robustes Wollgarn verwendet. Die Innenseite besteht aus einem weichen Hanf-Biobaumwollgarn. Aus diesem Material hat HempAge einen Herrentroyer mit farblich abgesetztem Innenkragen sowie einen Damenpullover mit Kelchkragen kreiert.
Wer das „Layering“ (Lagenlook) liebt, der sollte sich in der IVN-Best- und GOTS-zertifizierten Strickkollektion von Flomax umsehen. Die Kleider, Röcke, Pullover, Jacken und Ponchos sind mit dekorativen süd- und nordländischen Jacquards in bunten Farben verziert und lassen sich auf vielfältige Weise kombinieren. Die albmerino-Kollektion wird aus der edlen Wolle von Merino-Landschafen aus der Region gefertigt. Die Strickmodelle tragen landschaftstypische Motive der Schwäbischen Alb. Très chic: die Cacheure mit Pflanzenmotiven.

Wertvolle kbT-Naturfasern

Wertvolle Naturfasern wie Alpaka sowie die Wolle vom Yak- und dem Merinoschaf – alles aus kontrolliert biologischer Tierhaltung (kbT) – stehen bei der Kollektion von Maas im Mittelpunkt. Sie sind angenehm warm und weich auf der Haut. Die Baumwolle ist handgepflückt und stammt aus kontrolliert biologischem Anbau (kbA). Minimal Arts wie geometrische Formen, blumige Ornamente oder eingestrickte Jacquard- und Norwegermuster, dazu Ringel und Blockstreifen bestimmen das modische Bild.
Das nachhaltige Label Thought (ehemals Braintree) ließ sich für seine Kollektion aus Hanfgarnen von der Kunst inspirieren. Das Modethema „Gallery“ wird von der abstrakten Kunst der 50er und 60er Jahre wie z.B. große Farbkleckse und überdimensionale skulpturale Formen bestimmt. Das Thema „Aesthetic“ verweist auf die ästhetische Bewegung des späten 19. Jahrhunderts und Persönlichkeiten wie Oscar Wilde. Colour Block-Flächen geben handgemalten Blumendrucken einen lebendigen, frischen Schliff.

Bezugsquellen für Naturmode

Bleibt noch die Frage, wo Frau/Mann schicke nachhaltige Mode erwerben kann. Überwiegend sind es die auf „grüne“ Mode spezialisierten Fachgeschäfte und Onlineshops, die sie vertreiben. Einige Hersteller bieten ihre Artikel teilweise über den hauseigenen Onlineshop an. Verbraucher müssen allerdings noch sehr gezielt danach suchen. Doch es ist (hoffentlich) nur eine Frage der Zeit bis Naturmode auch „die breite Masse“ erreicht. Die Akteure der Branche arbeiten nachhaltig daran, mit ihrer wertebewussten, zukunftsorientierten Mode auch den konventionellen Handel zu erobern.
Machen Sie mit, fragen Sie nach und kleiden Sie sich natürlich schön!


Katrin Speer