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Wasser

Wasser bewegt Mensch, Tier, Natur – den gesamten Planeten:

Was ist das? Man braucht nur in der Küche oder im Badezimmer einen Hahn aufzudrehen, schon läuft es. Manche füllen es in Flaschen, andere nehmen es zum Kochen, Putzen oder gießen ihre Blumen damit. Auch in Wasch- oder Spülmaschinen wirbelt es herum. Das ist doch ganz einfach: Die Rede ist von Wasser, von ganz normalem Wasser. Dabei ist Wasser eigentlich alles andere als normal. Denn Wasser bestimmt, beeinflusst und bewegt den Menschen, das Leben, die Natur, die Tiere – die gesamte Erde. Ein unglaublich kraftvolles, wundervolles und natürliches Element. // Sebastian Schulke

90 Prozent verschlingt die Landwirtschaft

Ein Element, das vom Menschen tagtäglich genutzt und oft achtlos verbraucht wird – besonders in den sogenannten hochentwickelten Industrienationen. Laut einer Analyse der Universität Twente (Niederlande) zum weltweiten Wasserverbrauch braucht und verschmutzt jeder Mensch im Durchschnitt rund 1385 Kubikmeter Wasser im Jahr – das entspricht in etwa 8600 Badewannen mit jeweils 160 Litern. Im Klartext: Knapp 1,4 Millionen Liter im Jahr, sprich 3770 Liter am Tag. Tendenz steigend! Denn die Weltbevölkerung steigt und damit der Wasserverbrauch.
Aber wie verbraucht man 3770 Liter Wasser an einem Tag? Experten reden vom Wasserfußabdruck, den der Mensch mit der Produktion und dem Konsum industrieller Güter und landwirtschaftlicher Produkte sowie beim persönlichen Gebrauch im Haushalt hinterlässt. Auf größtem Fuß bewegen sich dabei die USA. Dort kommen pro Kopf und Jahr 2842 Kubikmeter zusammen. In Deutschland sind es 1426, in Indien 1089 Kubikmeter. Dabei wird jedoch der geringste Teil getrunken oder im Haushalt benutzt – über 90 Prozent verschlingt die Landwirtschaft dabei.

Einkaufswagen voll mit „virtuellem Wasser“

Die Deutschen haben laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft einen direkten Trinkwasserverbrauch von knapp 120 Litern pro Kopf am Tag – vor allem durch Duschen, Baden, Toilettenspülung und Wäsche waschen. Im Vergleich: In den USA sprudeln 475 Liter am Tag aus den Wasserleitungen – für Dinge wie Rasenpflege, Swimming-Pools oder eine ausgiebige Autowäsche. Doch auch so kommt man nicht auf knapp 4000 Liter am Tag. Besonders die Produktion von Lebensmitteln und Industriegütern verschlingt Unmengen an „virtuellem Wasser“. Das gilt vor allem für importierte Produkte wie Tomaten aus den Gewächshaus-Landschaften in Spanien, Holland oder Israel. Aber auch Fleisch, Reis, Schokolade, Apfelsaft oder Baumwolle gehören dazu. Aufwendige Bewässerungsmethoden der landwirtschaftlichen Flächen und Produktionsweisen, bei denen Wasser zum Waschen und Säubern benutzt wird, treiben den Verbrauch in die Höhe. Ein Kilo importiertes Rindfleisch verbraucht in seiner Produktion 14.000 Liter, ein Kilo Reis 4.000 Liter oder eine Jeans 6.000 Liter. Und so sollte man nicht nur darauf achten, wie viel Wasser aus dem Hahn fließt, sondern wie viele tausende Liter virtuellem Wasser sich bereits im Einkaufswagen befinden. Regionale und saisonale Produkte verkleinern den eigenen Wasserfußabdruck enorm.
Darauf scheint die moderne Landwirtschaft keinen großen Wert zu legen, die nicht nur unvorstellbare Mengen an Trinkwasser verbraucht. Durch Monokulturen, Überdüngung und Gülle droht in Deutschland langsam aber sicher eine Verseuchung des Grundwassers mit Nitrat. Die Stickstoffverbindung diffundiert nicht nur aus Gülle in den Boden, sie kommt auch mit künstlichem Dünger auf die Felder. Hinzu kommen seit einigen Jahren die Gär-Reste aus Biogasanlagen, die ebenfalls auf den Ackerböden landen und versickern. Ebenso wie Pflanzenschutzmittel, Schwermetalle und Industriechemikalien. Über drei Viertel der Flüsse, Seen und Gewässer allein in Bayern sind nach EU-Standards in keinem ökologisch guten Zustand, sind bereits belastet. Mehr biologische Landwirtschaft würde hier für eine wichtige und schnelle Entlastung führen.

Mikroplastik landet im Trinkwasser

Ein weiteres Übel für unser Trinkwasser ist Mikroplastik – kleine Fasern, Fragmente und Partikel aus Kunststoff, die noch nicht einmal einen halben Millimeter groß sind und von Kläranlagen nicht gefiltert werden können. Mit bloßem Auge eigentlich nicht zu erkennen. Ein Großteil davon stammt aus Duschgelen, Shampoos oder Zahnpasta, die mit hautglättenden „Peelings“ oder „Mikroperlen“ einen mechanischen Reinigungseffekt bewirken wollen. Diese gelangen beim Duschen oder während der Zahnpflege in die Kanalisation und über das Abwasser in die Umwelt, verteilen sich dort, saugen wie ein Schwamm Schadstoffe auf, gelangen ins Grundwasser und landen so in unser Trinkwasser. Damit nicht genug: Auch durch unsere Kleidung gelangen die kleinen Plastikpartikel in unseren Wasserkreislauf. Wie das? Mikrofasern sind in der Sportbekleidung sehr gefragt und angesagt. Daneben sorgen Fasern aus Fleece- und anderen Kleidungsstücken aus synthetischen Materialien für Mikroplastik im Abwasser von Waschmaschinen. Untersuchungen haben ergeben, das pro Waschgang bis zu 1900 kleinste Kunststoffteilchen gefunden wurden.

Statt Wasser schießt Feuer heraus

Und bald könnte statt Wasser sogar Feuer aus den Wasserhähnen schießen – durch TTIP und die daraus resultierenden neuen Fracking-Standards. Das hydraulische Aufbrechen von Erdschichten zur Gasförderung unter Einsatz eines flüssigen Gemisches aus Sand, Wasser und Chemikalien gibt es in Deutschland bereits seit über 20 Jahren. Allerdings nur in einer Tiefe von über 3000 Metern, um nicht das Grundwasser zu belasten und zu gefährden. Da sitzt nun jedoch Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel dran und will die Grenze nach oben setzen lassen. In den USA hat das dazu geführt, dass in gewissen Regionen Methan durch die Leitungen strömt und man das Wasser nun anzünden kann. Es brennt.
In München brennt zum Glück das Wasser nicht. Es zählt zu den besten Trinkwassern in Europa. Ein Wasser voller Leben. Und das dürfte doch jedem klar sein: Ohne H2O blüht nicht eine Blume, gedeiht nicht eine Pflanze und überlebt nicht ein einziges Lebewesen auf der Erde. Wasser ist allmächtig und allgegenwärtig auf unserem blauen Planeten. Ohne Wasser geht einfach nichts! Doch seine volle Kraft kann dieses wundervolle und natürliche Element nur entfalten, wenn es sauber und rein ist. Wenn es nicht sinnlos und maßlos zum Fenster hinaus geschüttet wird… l