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SolarSpatz 300

Durch die Corona-Krise ist die erfolgreiche Klimabewegung medial und politisch in den Hintergrund gerückt. Zu drängend waren in den vergangenen Monaten kritische Fragen rund um den Gesundheits- und Arbeitsplatzschutz. Doch die Stimmen mehren sich, wonach die Billionen schweren Hilfsprogramme der EU und der Bundesregierung zum Aufbau einer klimaneutralen Wirtschaft genutzt werden sollen.

Stünden wir nicht inmitten der Corona-Pandemie, und damit auch in der größten Rezession seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, wäre der April ein guter Monat für den Klimaschutz gewesen: So unterzeichneten zum Beispiel knapp 40 CEOs namhafter Unternehmen wie Ikea, E.ON und Renault sowie zahlreiche Vertreter von Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften mit vielen führenden Politikern einen Appell des französischen Europa-Abgeordneten Pascal Canfin, indem sie einen „Grünen Wiederaufbau“ forderten. Das Ziel: Die europäische Wirtschaft mit Hilfe grüner Technologien und Initiativen wieder fit zu machen. Das heißt insbesondere an den vereinbarten Klimaschutzzielen festzuhalten und auch zentrale Klimaschutzprojekte abzusichern, die jetzt in finanzielle Schwierigkeiten geraten sind. Das ist wichtig, zumal viele Unternehmen ihre Planungen auf die geltenden und zu erwartenden Klimaschutzziele ausgerichtet haben. Ihnen nach dem Aufbruch in die Transformation die Orientierung zu nehmen wäre zum jetzigen Zeitpunkt fatal.

So verhält es sich auch mit dem Green New Deal, den sich die EU Anfang dieses Jahres auf die Fahne geschrieben hat: Die darin enthaltenen und geplanten Klimaziele sind nur erreichbar, wenn die jetzt kommenden Konjunkturpakete explizit auf die anstehenden Veränderungen zugeschnitten sind – und wo es um Zukunftsfähigkeit sowie innovationspolitische Zukunftsprojekte  geht. Gelder für fossile Rettungsschirme sollten daher weitestgehend vermieden werden, weil wir sie uns als Gesellschaft schlicht und ergreifend nicht mehr leisten können.

Stillstand ist keine Lösung

Diese Erkenntnis scheint in der Gesellschaft und Politik angekommen zu sein. Bereits vor der Krise hat die Bundesregierung schon entsprechende Anreizprogramme angeschoben, deren Potenzial aber noch nicht ausgeschöpft ist. Gleichzeitig dürfen staatliche Ausgaben nur mit entsprechender Sinnhaftigkeit getätigt werden. Es ist also zu prüfen, wie sich zum Beispiel die Fachkräftesituation in den einzelnen Branchen entwickelt oder wie hoch die Kaufbereitschaft bei Elektroautos ist. Außerdem ist genau hinzuschauen, welche Faktoren schon vor der Krise klimafreundliche Investitionen verhindert haben.

Zudem ist der Gesetzgeber weiter gefordert, weil auch die Beschleunigung von Verfahren und die Vereinfachung regulativer Rahmen effiziente konjunkturelle Mittel darstellen. Nicht zuletzt im Bundeswirtschaftsministerium herrschte hier unter Minister Altmaier in den vergangenen Jahren ein zu großer Reformstau, der viele in den Nachhaltigkeitsbranchen zur Verzweiflung trieb. Zu nennen sind dabei insbesondere die Abstandsregelungen von Windrädern, die weitestgehend un-definierte Wasserstoffstrategie oder der die künstliche Deckelung von Solarkapazitäten im Land.

Wie schnell sich die Wirtschaft erholen wird bleibt abzuwarten. Umso wichtiger ist es, dass Ressourcen schnell abgerufen werden können – auch wenn entsprechendes Personal in den Behörden fehlt. Hier sind speziell die Kommunen beim Aufbau smarter Strukturen gefragt, weil Wärmewende, Verkehrswende oder Energiewende genau dort organisiert werden. Auch nachhaltige Stadtentwicklung oder Kreislaufwirtschaft sind alles Themen, die Arbeitsplätze schaffen und lokal vor Ort entschieden werden.

Zukunft made in Niederbayern

Als vor Ort in Bayern verwurzeltes Unternehmen aus der Nachhaltigkeitsbranche, gilt z.B. der Innovationsführer bei Stromspeichern mit intelligentem Energiemanagement FENECON GmbH aus Deggendorf. Auch dort sieht man aktuell einen Rückgang der Auslieferungen, weil zum einen Lieferverzögerungen aus China noch wirken und zum anderen Installationen im europäischen Ausland eingeschränkt sind. Allerdings steigt der Auftragseingang wohl weiterhin an und die Gründe dafür liegen an den Erlebnissen aus der aktuellen Krise: „Die Unabhängigkeit steht noch höher im Kurs, jetzt auch mit nochmal deutlich gestiegenem Anteil an notstromfähigen Systemen und manche Kunden geben offen an, dass sie mit der Anlage bewusst in Sachwerte investieren. Es steht nicht mehr der billigste Preis pro Kilowattstunde oder eine Marketing-Marke im Mittelpunkt, sondern technisch hochwertige Anlagen mit hoher Leistung und häufig auch hoher Kapazität und großem Funktionsumfang“, erklärt FENECON-Geschäftsführer Franz-Josef Feilmeier.

„Wir gehen davon aus, dass die Konjunkturprogramme zum Restart nach der Krise stark am Green Deal, der Elektromobilität und einer Absatzsteigerung der Autohersteller, sowie Investitionen in Infrastruktur und Netzsicherheit ausgerichtet werden. Da hierbei Speicher häufig eine zentrale Rolle spielen, erwarten wir einen spürbaren Anstieg der Nachfrage auch in den Gewerbe- und Netzspeichersegmenten ab etwa dem vierten Quartal. Damit werden wir zwar eine gewisse Delle im Bereich der Photovoltaik in Deutschland und Europa sehen, allgemein für Speicher gesprochen sehen wir den Wachstumspfad aber grundsätzlich dynamisch weiterlaufen“.

Bereits im Februar hatte das Unternehmen eine Fertigung für Container- und Großspeicher im niederbayerischen Künzing eröffnet. Dort wurden vorerst fünf neue Arbeitsplätze geschaffen, bei steigender Auftragslage sind laut Unternehmen 10 bis 15 neue Arbeitsplätze geplant. Es bleibt zu hoffen, dass die Förderung von grünen Technologien zur Fortführung dieser Erfolgsgeschichte beiträgt.

Stephan Wild