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Kaffee

Gibt es etwas Verlockenderes als den Duft frisch gemahlenen Kaffees?
Das riecht nach Behaglichkeit, Ruhepause und Energie tanken – und ist dabei auch noch gesund!

Kaffeegenießer wussten es schon immer, aber die zuvor eher skeptischen Wissenschaftler haben es jetzt doch bestätigt: Einige Tassen Kaffee am Tag sind durchaus gesund: Nicht nur die köstlichen über 800 Aromastoffe regen Hirn und Herz an, auch das im schwarzen Trank enthaltene Niacin tut uns gut. Diese Nicotinsäure ist nämlich Bestandteil lebender Zellen, wird in der Leber gespeichert und trägt zur Regeneration von Haut, Muskeln, Nerven und DNA bei. Kaffee steigert die Konzentrationsfähigkeit durch die Ausschüttung von Dopamin im Gehirn und enthält viele Antioxidantien, die gegen krebserregende Substanzen wirken. Kein Wunder, dass Kaffee das Lieblingsgetränk der Deutschen ist. Zweieinhalb Tassen im Schnitt pro Tag, rund 150 Liter im Jahr, nimmt hierzulande jeder zu sich.


Ursprungsland Äthiopien


In unserem Kaffeeparadies heutzutage mit Bohnen aus Asien, Afrika und Lateinamerika, können wir uns kaum vorstellen, dass es mit der täglichen Tasse noch gar nicht so lange her ist. Als Kaffee im 17. Jahrhundert nach Europa gelangte, galt das schwarze Getränk als Luxusgut – er muss ja aus tropischen Ländern importiert werden – und war Sonntagsgetränk für die gehobene Bürgerschicht. Heute kann sich hier jeder eine Tasse guten Kaffees leisten.
Südlich und nördlich des Äquators gedeihen Kaffeepflanzen in rund 80 Ländern, aber nur in etwa 50 ist der Kaffeeanbau auch von wirtschaftlicher Bedeutung. Größter Lieferant auf dem Weltmarkt ist Brasilien, seit einigen Jahren gefolgt von Vietnam, das erst seit den 1990er Jahren, nachdem das kommunistische Land viel Fläche privatisiert hatte, in großem Stil Kaffee, vor allem die Sorte Robusta, anbaut. Viel Kaffee exportieren zudem Indonesien und Kolumbien, aber auch Indien, Peru, Honduras, Äthiopien, Guatemala und Mexiko bauen Kaffee zum Export auf größeren Flächen an. Seinen Ursprung aber hat das schwarze Getränk in Äthiopien, in der ehemals abessinischen Region Kaffa. So stammt unser Wort auch aus dem Arabischen, wo das Wort qahwa „anregendes Getränk“ bedeutet.


Arabica und Robusta


Zwei Sorten bestimmen den Kaffeemarkt: Arabica, der Bergkaffee, wächst in höheren Lagen als Strauch oder Baum bis zu fünf Meter hoch. Coffea arabica gilt als der hochwertigere Kaffee und macht deshalb auch 70 Prozent auf dem Weltmarkt aus. Seine Kaffeebohnen enthalten weniger Koffein als der Tieflandkaffee Robusta. Dieser hat einen herberen Geschmack und wird daher gerne als Espresso stark geröstet. Nach der Ernte müssen die Kaffeekirschen rasch weiterverarbeitet werden, denn die empfindlichen Früchte werden schnell schlecht. Entweder werden sie gleich getrocknet oder aber nach dem Schälen nass aufbereitet, wie die meisten Arabica-Kaffees. Dabei findet eine Fermentation im Wasserbad statt. Die trockenen hellen Roh-Bohnen, noch in der sogenannten Pergamenthaut, werden zur Röstung in die Verkaufsländer exportiert.
Je nach Röstungsgrad schmeckt der Kaffee anders: Helle Röstungen sind mild und besonders im Norden beliebt, aus der dunkelsten Röstung wird Espresso gemahlen. Sechs bis acht Gramm Kaffeepulver pro Tasse, etwa einen Teelöffel voll, rechnet man für einen guten Kaffee.


Filter besser als Pad oder Kapsel


Kaffeegourmets bereiten ihren Kaffee zu wie zu Großmutters Zeiten: In einem Porzellanfilter mit Filterpapier. Im sogenannten „Schwallaufguss“ mit nicht mehr kochendem Wasser – die beste Temperatur sind etwa 95 Grad – kann sich das Kaffeearoma wunderbar entfalten. Außerdem ist der Filterkaffee der am ökologischsten zubereitete, denn die Filtertüten kosten nicht viel in der Herstellung und verrotten im Biomüll oder auf dem Kompost vollständig. Und das Kaffeemehl ist auch ein ausgezeichneter Pflanzendünger. Bei der französischen Pressmaschine braucht es nicht mal einen Filter, aber wenn der Kaffee in der Kanne steht, kann er schnell bitter schmecken.
Pads verbrauchen mehr Energie in der Herstellung, sind aber ökologisch eher vertretbar als die sehr aufwändig produzierten Aluminiumkapseln. Außerdem braucht man hier natürlich auch das entsprechende Gerät. Davon lassen Umweltfreunde lieber die Finger. Wie einfach, ökologisch und dabei noch viel köstlicher ist da doch die althergebrachte Methode des Aufgusses!


Bio-Kaffee


Organisch angebauter Kaffee kommt ohne Pestizide und synthetischen Dünger aus. Kaffee lässt sich ohnehin schwer in Monokulturen halten, da die empfindlichen Pflanzen Schatten brauchen. Bio-Kaffeebauern ziehen ihre Pflanzen deswegen unter Bäumen, der Anbau soll so naturnah wie möglich geschehen. Bio-Kaffee wird in der Regel auch schonender geröstet, länger und mit niedrigeren Temperaturen, damit weniger Bitterstoffe, Säuren und Acrylamid freigesetzt wird. Im fairen Handel bekommen die Kaffeebauern auch einen garantierten Preis, der sie unabhängiger von den Schwankungen des Weltmarkts macht und ihnen Investitionen in Bildung und zukünftige Anlagen erlaubt. Da steht einer guten Tasse Kaffee nichts mehr im Wege. Wohl bekomm‘s!

Andrea Reiche