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Studie vergibt schlechte Noten

Im vergangenen Jahr hat die Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser eine zweiteilige Übersichtsstudie zum Zustand des Grund- und Leitungswassers in Deutschland veröffentlicht. Das so genannte „Schwarzbuch Wasser“ kommt zu besorgniserregenden Ergebnissen, die die Lust auf den schnellen Schluck aus dem Hahn oder den Badespaß in Flüssen oder Seen erheblich trüben. Eine zentrale Rolle spielt dabei die konventionelle Landwirtschaft.

36 Prozent des Grundwasserkörpers, so zeigt die Studie, sind deutschlandweit in chemisch schlechtem Zustand. Vor allem wurden zu hohe Nitratwerte gemessen, die die gesetzlichen Grenzwerte von 50 mg pro Liter deutlich überschreiten. Der Grund dafür ist meist die Gülle, die auf den Feldern ausgebracht wird. Zwar handelt es sich dabei an sich um eine natürliche und seit Urzeiten praktizierte Art der Fruchtbarmachung. Durch heutige Massentierhaltung und entsprechend große Futtermittelimporte entsteht jedoch viel zu viel des Guten. Was die Pflanzen nicht mehr aufnehmen können, wird dann in Flüsse und Seen ausgewaschen. Das passiert umso mehr, wenn abgeerntete Flächen im Herbst noch einmal kräftig gedüngt und umgepflügt werden oder wenn es sich – wie in Franken – um besonders durchlässige Böden handelt.
Um die Nitratbelastung des Grundwassers zu reduzieren, wurde zwar eine neue Düngeverordnung erlassen. Doch erst im Mai hat die CSU im Landwirtschaftsausschuss eine erste Ausnahme beschlossen und damit in bestimmten Gebieten die Ausbringung von mehr – statt weniger – Gülle erlaubt. Gleichzeitig wurde der Vorschlag eines Gewässerrandstreifens, der einen Mindestabstand zwischen Feldern und Gewässern vorsieht, im Umweltausschuss abgelehnt. Durch einen Ausbau des Öko-Landbaus, der von der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser gezielt gefördert wird, könnten nicht nur Nitratwerte reduziert werden. Auch Pestizid- und Herbizid-Rückstände, die in 63 Prozent der untersuchten Grundwässer gefunden wurden, ließen sich damit senken. Das zeigen Vergleichswerte im Nachbarland Österreich, in denen die ökologische Landwirtschaft bereits deutlich weiter vorangeschritten ist.


Alles andere als rein


Grund zur Besorgnis gibt auch die Tatsache, dass inzwischen kaum ein Fluss oder See in Deutschland mehr frei ist von bedenklichen Substanzen. Dabei handelt es sich nicht nur um ein oberflächliches Problem. Auch tiefere Wasserschichten sind oft schon davon betroffen. Zum einen werden häufig multiresistente Keime gefunden, deren gefährliche Wirkung für die Gesundheit weitreichend bekannt ist. Zum anderen weisen die Gewässer einen Mix aus Industriechemikalien, Schwermetallen, Arzneimittelrückständen, Hormonen aber auch Mikroplastik auf. Das zeigen Proben, die die Umweltämter von Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen im Rahmen einer Studie analysieren ließen. Gerade Mikroplastik ist inzwischen nahezu überall zu finden: in Böden und Grundwasser, im Fisch ebenso wie – und da hört der Spaß in Bayern auf – im Bier. Dabei kann es sich um Kleinstteilchen aus der kunststoffverarbeitenden Industrie, Abrieb von Autoreifen, Fasern frisch gewaschener Funktionskleidung oder Inhaltsstoffe konventioneller Kosmetika handeln. Was mit Mikropartikeln beginnt, zerfällt schnell zu Nanopartikeln, die letztlich auch von Ackerpflanzen aufgenommen werden und so in den menschlichen Organismus gelangen können. Ob das gesundheitliche Folgen hat, ist nach Ansicht der Umweltämter noch nicht genügend erforscht. Doch zeigen Beispiele aus der Tierwelt, dass der Konsum von Plastik bisher noch jedem Lebewesen über kurz oder lang geschadet hat.


Und was ist mit Trinkwasser?


Das Umweltbundesamt bescheinigt Trinkwasser nach wie vor die Note „sehr gut“. Strenge Kontrollen sollen dafür sorgen, dass das auch so bleibt. Dennoch lässt sich die zunehmende Verunreinigung der Grundwässer nicht von der Hand weisen und legt nahe, auch den eigenen Wasserhahn genauer unter die Lupe zu nehmen. Dafür gibt es Fachleute, aber auch oft Unterstützung durch die Wasserwerke. Um unerwünschte Stoffe aus dem Leitungswasser zu entfernen, kann man spezielle Filterkannen nutzen, Kartuschen in der Armatur einbauen oder Filtersysteme fest installieren. Vorsicht ist jedoch geboten, wenn es sich um Aktivkohlefilter oder Ionenaustauscher handelt. Denn die wiederum können eine Verkeimung des Wassers begünstigen, sofern sie nicht regelmäßig benutzt und gewartet werden. Sicherer ist da ein System, das auf dem Umkehr-Osmose-Verfahren beruht. Doch auch da gibt es einen Haken: Es werden nämlich nicht nur Rückstände herausgefiltert, sondern auch Mineralstoffe, die der Körper zum Leben braucht.
Das Fazit also? Wer Leitungswasser trinken möchte, kann das in Deutschland weiterhin mit gutem Gewissen tun. Oder man greift zum Bio-Mineralwasser, das nicht nur besonders streng geprüft wird, sondern zusätzlichen Mehrwert bietet. Die neun zertifizierten Mineralbrunnen-Betriebe der Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser fördern nämlich den Ausbau des ökologischen Landbaus und sorgen auf diese Weise dafür, dass weniger Felder überdüngt werden. Je mehr diesem Beispiel folgen, desto größer ist die Chance, dass Wasser in Deutschland wieder zum reinen Genuss wird.

Claudia Mattuschat