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Ökologisch waschen und putzen

Das bisschen Haushalt hat aufgrund der ewigen Wiederkehr der Arbeiten ziemliches Frustpotential. Die Treppe ist gerade gewischt, schwupps kommt eines der Kinder mit Matschstiefeln und muss uns ganz dringend etwas sagen – natürlich ohne vorher die Schuhe auszuziehen. Oder all die anderen Arbeiten wie der Abwasch und die Berge an Schmutzwäsche – täglich grüßt das Murmeltier. 

Die teils schwere Hausarbeit der Frauen hat die Männer nicht unberührt gelassen. Sie sehen sich zwar auch heute noch nicht unbedingt als tätige Mithelfer, aber ihr Erfindungsgeist hat viele Erleichterungen gebracht. So hat der Theologe Jakob Christian Schäffer aus Regensburg die erste Waschmaschine konstruiert und Daniel Hess aus Iowa USA den ersten Staubsauger. Die Spülmaschine hingegen ließ sich 1886 die Amerikanerin Josephine Cochrane einfallen. Heinrich Gottfried Bertsch wiederum haben wir das erste vollsynthetische Waschmittel zu verdanken und damit nicht nur eine Erleichterung beim Waschen, sondern auch ein Umweltproblem. Seit mehr als 100 Jahren wird nun mit immer neuen „Erfindungen“ der Chemie weißer noch als weiß gewaschen. Aber muss das sein?

Waschen

Wer will schon unsichtbare Flecken „wegpodden“ oder sich irgendeine Frühlingsfrische unters Hemd jubeln lassen? Es ist noch gar nicht lange her, dass unsere Wäsche außer Kernseife und Fluss- oder Brunnenwasser nichts weiter gesehen hat. Das war gut für die Umwelt, aber nicht für den Rücken der Frauen. Klar, das wollen wir nicht wiederhaben. Aber unsere modernen Waschmaschinen benötigen keine unaussprechlichen Zutaten in Waschmitteln oder plastikummantelte Pods um nicht nur sauber „sondern rein“ zu waschen. Moderne Waschmaschinen verfügen über viele auf alle Fasern und Verschmutzungsgrade abgestimmte Programme. Unter anderem Kalt- oder 20-Grad-Wäsche. Dabei geht es nicht um eine besonders schonende Wäsche für Gewebe, die es nicht wärmer vertragen, sondern darum, dass durch eine längere Laufzeit auch zum Beispiel Arbeitskleidung wieder sauber wird. Das hilft, trotz langem Waschgang, Strom sparen.

Wer dann aber meint, größere Mengen an Waschmittel verwenden zu müssen, geht den falschen Weg. Jährlich landen laut NABU in Deutschland mehr als 600.000 Tonnen Waschmittel und mehr als 250.000 Tonnen Weichspüler im Abwasser. Jahr für Jahr steigt die Menge weiter an und nicht alle Inhaltsstoffe bauen sich in der Kläranlage ab. Das gilt auch für Pods, deren Hüllen sich zwar auflösen, aber nicht gänzlich rückstandsfrei. Das zeigte eine Untersuchung des zdf-Magazins WISO. Das beauftragte Labor stellte fest, dass wohl ein großer Teil der Rückstände im Abwasser und damit in den Kläranlagen landet. Pods sind darüber hinaus teuer und nicht so effizient wie normales Waschpulver. Auch machen sie eine geringere Dosierung bei leicht verschmutzter Wäsche durch die vorgegebene Waschmittelmenge unmöglich.

Die beste Wahl ist daher nach wie vor das Waschpulver. Es weist eine hohe Waschleistung auf, ist preiswerter und als Bio-Waschmittel auch noch umweltfreundlicher, da ohne Phosphate, Mikroplastik oder gentechnisch veränderte Enzyme und unnötige Duftstoffe. Die meisten Biowaschmittel haben eine Karton- oder Papierverpackung und bieten damit ein weiteres Plus für die Umwelt.

Eine über Jahre einmalige Investition ist ein Waschball, mit dem man ohne Waschmittel waschen kann. Das Geheimnis der Waschkugeln ohne Einsatz von Waschmittel ist EM-Keramik, die den pH-Wert des Wassers und damit die Oberflächenspannung des Wassers verändern soll. Dann können sich Schmutzpartikel aus der Wäsche lösen. Mehr unter www.em-kaufhaus.de oder www.waschbaer.de. Andere Waschkugeln sollen nur durch mechanische Reibung wirken. Sie sind so gestaltet, dass sie laut Herstellerangaben effizient und wäscheschonend arbeiten. Zum Preis von 17 - 30 Euro und einer Anwendungszeit von drei Jahren einen Versuch wert.

Putzen

Putzen ist wohl die unbeliebteste Arbeit im Haushalt. Daran ist auch bei ökologischer Herangehensweise nichts zu ändern. Allerdings kann man sich die Arbeit auch ein wenig leichter machen, wenn man das Motto „weniger ist mehr“ beherzigt. Nicht alles muss wie in der Werbung immer hochglanzpoliert sein. Damit spart man sich nicht nur Arbeit, sondern auch eine Menge Putzmittel. Das heißt jetzt nicht, dass Staub und Schmutz fröhliche Urstände feiern sollen, sondern das eine Wohnung nach einem heimeligen, belebten Ort aussieht und nicht nach einem Ausstellungsstück eines Innenarchitekten. In Zeiten des Lockdowns mit der ganzen Familie im Homeoffice ist diese Idealvorstellung aus Hochglanzmagazinen sowieso nicht zu halten, also sollte man sich gar nicht erst die Mühe machen.

Einen Leitfaden für eine gesunde Balance zwischen „blitzblank“ und „lässiger“ Gemütlichkeit gibt Becky Rapinchuk mit ihrem Buch „Simply Clean“ (Hugendubel) an die Hand. Leicht verständlich und mit einer Prise Humor zeigt sie, wie man mit gut durchdachten Wochen-Checklisten beim Putzen und Aufräumen den Blick für das Wesentliche schärfen und dabei eine Menge Zeit sparen kann. Neben dem „wie“ ist auch das „womit“ ein wichtiges Thema, denn auch hier gilt für die Umwelt und die Gesundheit: weniger ist mehr.  Auch wenn die vollen Regale in Drogeriemärkten suggerieren, dass für jede Oberfläche ein anderes Putzmittel gebraucht wird, im Endeffekt kommt man mit drei Grundmitteln und gutem Werkzeug zurecht. Unverzichtbar ist ein Allzweckreiniger. Natürlich ein biologischer, der ohne Farb- und Konservierungsstoffe auskommt, natürliche Duftstoffe beinhaltet, neben der guten Reinigungswirkung hautfreundliche Eigenschaften aufweist und selbstverständlich 100% biologisch abbaubar ist.

Da Allzweckreiniger konzentrierte Reinigungsmittel sind, werden sie vor Gebrauch verdünnt. Selbst bei hartnäckigen Flecken macht es keinen Sinn den Reiniger unverdünnt auf die Fläche zu geben. Eine kleine Menge auf ein Tuch ist zweckmäßiger und spart Reinigungsmittel. So sehr in Pandemiezeiten das Desinfizieren der Hände wichtig ist, in normalen Haushaltsreinigern sind chemische Desinfektionsmittel unnötig. Im Gegenteil, sie können Hautreizungen und Allergien auslösen. Allzweckreiniger sorgen bei allen glatten Flächen für Sauberkeit und können, gering dosiert, auch zum Fensterputzen genutzt werden.

Das zweite Allroundmittel ist Scheuermilch. Auch hier ist ein ökologisches Produkt die bessere Wahl, da es nur pflanzliche und mineralische Stoffe beinhaltet. Das heißt, weder Duft noch die reinigungsaktiven Tenside kommen aus dem Chemiebaukasten. Scheuermilch ist besonders für die Badreinigung das Mittel der Wahl. Die Dritten im Bunde sind Essigreiniger oder Zitronensäure. Beide eignen sich hervorragend zum Entfernen von Kalkflecken. Mit Zitronensäure ist im Handumdrehen der Wasserkocher und die Kaffeemaschine entkalkt. Armaturen erhalten durch Essigreiniger Glanz und Frische. Und wer einen guten Abzieher im Bad bereithält, hat ganz ohne Putzmittel lange glänzende Fliesen. Gute Putztücher ersetzen ebenfalls den Einsatz von Reinigungsmitteln. Mikrofasertücher, einst als Putzwunder gefeiert, sind allerdings heute aufgrund der Problematik von Mikroplastik in den Gewässern indiskutabel.  Aber es gibt eine Alternative mit ähnlich gute Eigenschaften: Putztücher aus Bambusviskose. Sie sind langlebig, können bis 60 Grad gewaschen werden und reinigen leichte Verschmutzungen ganz ohne Putzmittel.

Man sieht, mit wenigen Mitteln und einem Plan ist das bisschen Haushalt ganz gut zu bewältigen.

Elisabeth Schütze