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Kampagne Saubere Kleidung

Umwelt- und Sozialstandards auf dem Prüfstand

Seit dem Einsturz der Textilfabrik Rana Plaza in Bangladesch erhöhen zahlreiche Organisationen den Druck auf die Bekleidungsindustrie. Mehr Transparenz und Aufklärung sollen eine Verbesserung der internationalen Umwelt- und Sozialstandards bewirken.

Gesundheits- und umweltgefährdende Chemikalien bei der Produktion und Verarbeitung, Ausbeutung bei der Entlohnung, Kinderarbeit...Organisationen wie die „Kampagne für saubere Kleidung“ (Clean Clothing Campaign, CCC) bekämpfen Missstände, die in der weltweiten Bekleidungsindustrie aufgedeckt wurden. Das Netzwerk, dem in Deutschland 22 Trägerorganisationen angehören, setzt sich schon seit 1990 für die Rechte und eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen von Arbeitern in Ostasien, Mittelamerika und Osteuropa, den sogenannten „Billiglohnländern“, ein. Ein Großteil der Produkte der Textil-, Bekleidungs- und Sportartikelindustrie wird dort gefertigt.

Europäisches Netzwerk

CCC existiert mittlerweile in 12 europäischen Ländern. In dem Netzwerk sind mehr als 300 Gewerkschaften und NGOs, Verbraucherorganisationen und kirchliche Gruppen organisiert. Deutsche Trägerorganisationen sind u.a. die Christliche Initiative Romero (CIR), die IG Metall, das INKOTA-Netzwerk, das SÜDWIND-Institut für Ökonomie und Ökumene und Terre des Femmes. Mit öffentlichen Kampagnen, Verbraucherinformation sowie kritischer Auseinandersetzung mit Politik und Wirtschaft wollen sie auf allen Ebenen ein Umdenken und verantwortungsvolleres Handeln bewirken. Auf dem Portal www.saubere-kleidung.de wird aktuell über laufende Projekte informiert.

Change your shoes

Mit ihrer Kampagne „Change your shoes“ nehmen sich INKOTA und SÜDWIND jetzt auch der Missstände in der Leder- und Schuhproduktion an. Laut der Organisationen werden 85 Prozent des Leders mit gesundheits- und umweltgefährdenden Chromsalzen gegerbt. Viele Arbeiterinnen würden ohne Schutzkleidung arbeiten. Zudem gäbe man die giftigen Stoffe ungefiltert in die Natur.
Greenpeace will mit seiner Detox-Kampagne global agierende, konventionell arbeitende Textilunternehmen verpflichten, bis 2020 auf toxische Ausrüstungschemikalien zu verzichten. In China, dem Land mit der größten Textilproduktion, seien etwa zwei Drittel der Gewässer bereits mit umwelt- und gesundheitsschädlichen Chemikalien – überwiegend aus der Textilindustrie – kontaminiert.
Kontrolle der gesamten Lieferkette
Mit mehr als 130.000 Beschäftigte in rund 1.400 Unternehmen und einem Gesamtumsatz von ca. 31 Milliarden Euro pro Jahr ist die Textil- und Bekleidungsindustrie in Deutschland eine der wichtigsten Konsumgüterbranchen. Die meisten deutschen Unternehmen würden sich schon lange für Nachhaltigkeit engagieren und Einheimischen qualifizierte Arbeit sowie international anerkannte Arbeitsbedingungen bieten, so Ingeborg Neumann, Präsidentin des Gesamtverbands textil + mode im Handelsblatt. Das Problem sei die Kontrolle der gesamten Lieferkette. Allein an der Herstellung eines normalen Herrenhemdes seien 140 Unternehmen aus aller Welt beteiligt. Von welchem Feld die Baumwolle komme, wo sie gesponnen und gewebt werde, könne ein deutscher mittelständischer Unternehmer nicht im Einzelnen nachvollziehen.

Bündnis für nachhaltige Textilien

Der Gesamtverband textil + mode gehört seit kurzem der Steuerungsgruppe des von Minister Müller im Oktober 2014 initiierten „Bündnis für nachhaltige Textilien“ an. Die Großen der Textilbranche traten dem zunächst als Meilenstein gefeierten Bündnis jedoch erst nach Modifizierungen bei. So sei laut CIR u.a. der Zeitplan gestrichen worden, der eine Umsetzung der Ziele bis 2020 vorsah. Der jetzige Aktionsplan sei nun prozessorientierter und setze auf Zielverfolgung, weniger auf Zielerreichung.

Augen auf beim Kleiderkauf

Die Kampagnen sind auch ein Appell an die Verbraucher. Die Nachfrage bestimmt das Angebot. Wer gezielt nach ökologisch und fair produzierter Kleidung sucht, wird garantiert fündig. Im Internet gibt es Listen mit Verkaufsadressen (z. B. www.kirstenbrodde.de) und zahlreiche Onlineshops.
Zu erkennen ist zertifizierte Naturmode an ökologischen und sozialen Siegeln. Da es für Mode, die nach beiden Standards zertifiziert ist, noch kein einheitliches Siegel gibt, empfiehlt es sich, nach Kleidung mit beiden Siegeln zu suchen. Eine Übersicht enthält die Broschüre „Augen auf beim Kleiderkauf“ von Femnet e.V.

Katrin Speer

www.saubere-kleidung.de
www.ci-romero.de
www.inkota.de
www.suedwind-institut.de
www.femnet-ev.de
www.greenpeace.de