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Bach im Wald

Ohne Wasser kein Leben. Eine allbekannte Weisheit, die uns aktuell durch den weltweiten Klimawandel wieder deutlich vor Augen geführt wird. Wir, die wir das Glück haben noch über ausreichend Wasser zu verfügen, sollten diese Ressource daher schützen und wertschätzend mit allen Sinnen genießen.  

2,1 Milliarden Menschen haben laut Unesco Wasserbericht 2018 keinen Zugang zu sauberem Wasser. Eine unvorstellbare Zahl, die durch den Klimawandel noch erhöht werden könnte. Dabei ist das Trinkwasser nur eine Seite des Problems, die Hygiene ist ein ebenso großes. Über 80 Prozent aller Abwässer weltweit würden ungeklärt in die Umwelt entsorgt, heißt es in dem Bericht. Das begünstige die Ausbreitung von Krankheiten wie Cholera und Bilharziose, die in vielen Entwicklungsländern nach wie vor häufig seien. Wie präsent die Wassernot ist, zeigt aktuell die Hitzewelle in Indien. Bei extrem hohen Temperaturen fehlt rund sechs Millionen Indern das nötige Wasser.

In Deutschland kennen wir weder Wasserknappheit noch Hygieneprobleme. Wir leben auf großem Fuß, großem Wasser-Fußabdruck. Der Wasserverbrauch in Deutschland beträgt rund 120 Liter pro Kopf und Tag. Würde man dazu noch den Wasseraufwand für die Herstellung der täglichen Lebensmittel rechnen, käme ein weit höherer Wert heraus. Allein für eine Tasse Kaffee sind 140 Liter Wasser notwendig. Der von J.A. Allan vom King’s College in London geprägte Begriff „virtuelles Wasser“ kann für alle Lebensmittel und Gebrauchsgüter errechnet werden und liegt oft erschreckend hoch. Werte, die bei der Kaufentscheidung eine Rolle spielen sollten. Auch Bio-Frühkartoffeln aus Ägypten verbrauchen pro Kilogramm knapp 400 Liter Wasser. Neben einem hohen CO2-Fußabdruck durch den Transport nach Deutschland ist dieser Wasserbrauch in einem Land, in dem vieles nur mit künstlicher Bewässerung angebaut werden kann, indiskutabel. Also auch hier der Tipp, lieber regional und saisonal einkaufen.

Doch weg vom virtuellen und hin zum realen Wasser. In Bayern ist Wasser nicht nur in genügender Menge, sondern auch in ausgezeichneter Qualität vorhanden. Grundlage für die Sicherung der Wasserqualität ist die deutsche Trinkwasserverordnung, die unser Wasser zum meistkontrollierten Lebensmittel macht. Daher wird auch die kleinste Belastung mit „modernen“ Verunreinigungen wie Antibiotika und Hormonen deutlich. Dank der rund 2.500 Wasserversorger in Bayern kommt jedoch nur reines Wasser aus dem Hahn. Viele Verbraucher genießen daher den „Gänsewein“ direkt aus der Leitung. Trotzdem hat sich der Verbrauch an Mineralwasser in Flaschen seit 1970 verzehnfacht. Mag es daran liegen, dass es chic ist, Wasser aus den französischen Alpen zu trinken oder daran, dass Discounter Mineralwässer anbieten, die pro Flasche billiger sind als der Pfandbetrag. Chic und billig kommt gleichermaßen in PET-Flaschen daher. Untersuchungen haben zwar gezeigt, dass die Plastikflaschen gesundheitlich unbedenklich sind, aber wer will schon Acetaldehyd, Ethylenglykol oder Terephthalsäure im Wasser, auch wenn es unter dem erlaubten Grenzwert liegt. Ganz abgesehen vom entstehenden Plastikmüll.

Wann ist Wasser „bio“?

Wasser ist ein Naturprodukt. Warum ist dann noch der Zusatz „bio“ nötig? Ganz einfach, weil die Vertreiber von biologischem Mineralwasser alles rund ums Wasser mit einbeziehen. Die „Qualitätsgemeinschaft Bio-Mineralwasser e.V.“ hat dafür Richtlinien erarbeitet, deren Einhaltung regelmäßig kontrolliert wird. Die Unterschiede zu herkömmlichen Mineralwässern nach der deutschen Mineral- und Tafelwasserverordnung (MTVO) erläutert der Verein auf seiner Homepage. Wie bei allen Bio-Lebensmitteln steht auch beim Mineralwasser das ökologische und soziale Engagement neben strengeren Qualitätskriterien im Vordergrund. So heben zahlreiche mikrobiologische und chemische Kriterien den Standard für Bio-Mineralwasser, da sie strenger sind als die MTVO oder die Trinkwasserverordnung, bzw. darin überhaupt nicht enthalten sind.

Pionier der ersten Stunde und Vorreiter für Bio-Mineralwasser war die Neumarkter Lammsbräu, die in Sachen Bier brauen schon immer auf reines Wasser aus der hauseigenen Quelle gesetzt hat. Nach jahrelangem Ringen um das „Bio“-Wasser entschied der Bundesgerichtshof 2009 zugunsten der Neumarkter mit der Begründung, dass es kennzeichnungswürdige Unterschiede gibt, die für den Verbraucher bei der Kaufentscheidung hilfreich sind. Mineralwässer, die die gesetzlichen Grenzwerte deutlich unterschritten, unterscheiden sich von solchen, bei denen der Gehalt an Rückständen und Schadstoffen nahe an diesen Werten liegen. So kann man sicher sein, dass auch beim Wasser bio drin ist, wenn es drauf steht.

www.bio-mineralwasser.de/bio-mineralwasser/unterschiede-zu-normalem-mineralwasser.html.

Wasser für den Körper

Unser Körper benötigt für körperliche und geistige Fitness Wasser. Als Richtwert gelten zwei bis drei Liter Flüssigkeit. Einen Liter nimmt man meist mit den täglichen Mahlzeiten zu sich, der Rest sollte aktiv mit Wasser aufgefüllt werden. Wobei das Wasser für die innere Anwendung durchaus etwas Geschmack haben darf. Die modische Variante ist „infused Water“, das man entweder fertig kaufen, oder ganz leicht selbst herstellen kann. Mineral- oder Leitungswasser mit Kräutern, Zitronen-, Orangenscheiben, Gurken oder saisonalen Früchten ansetzen und rund eine Stunde ziehen lassen. Erfrischend, gesund und lecker!

Wasser für den Körper ist aber auch von außen gesund. Das wusste schon Pfarrer Kneipp, nach dessen Methoden noch heute Heilbäder arbeiten. Wer es nicht so mit kalten Güssen hat, kann in wohl temperierten Aromabädern Entspannung finden und in Schwefel- oder Salzbädern Heilung.

Wasser für die Seele

Wer schon einmal im kühlen Grund an einem Bachlauf gesessen ist und tief die würzig frische Luft eingeatmet hat, der weiß um die heilende Wirkung von Wasser für die Seele. Auch das wiederkehrende Rauschen der Brandung am Meer ist wohltuend für unser Befinden. Besonders Kinder lieben Wasser, wenn auch weniger zur Entspannung. Mit Plantschen, Spielen und Schwimmen kann man sie den ganzen Tag beschäftigen. Wie gut, dass unsere bayerischen Seen durchwegs mit einer guten Wasserqualität aufwarten können. Das zeigen die kontinuierlich durchgeführten Untersuchungen des Bayerischen Landesamtes für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL). Insgesamt sind in Bayern derzeit (Stand: Juni 2019) 376 Badestellen an Naturseen, Baggerseen und Weiher offiziell als EU-Badegewässerstellen ausgewiesen.

Der Bund Naturschutz ist da etwas anderer Meinung und sieht über 90 Prozent der bayerischen Gewässer in einem „erbärmlichen“ Zustand. Allerdings hat der Bund Naturschutz auch eine andere Herangehensweise: Es geht um den Artenschutz, um natürliche Räume für Flora und Fauna. Gebiete, die unserer Seele aufgrund ihrer natürlichen Schönheit gut tun, werden immer weniger und damit auch die Pflanzen und Tiere die darin leben.

Wir können auch für diese Artenvielfalt einiges tun, indem wir die Ressource Wasser mit dem saisonalen, regionalen Einkauf von Biolebensmitteln schützen, Medikamente nicht über die Toilette entsorgen und vor allem so wenig Plastik wie nur möglich nutzen. Denn auch in bayerischen Gewässern findet sich bereits Mikroplastik.

Elisabeth Schütze