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Anleger können aktiven Einfluss auf ihre Lebenswirklichkeit nehmen – die Entscheidung für nachhaltige Geldanlagen macht dabei den feinen Unterschied. Grüne Ratings sollen darüber informieren, ob Finanzprodukte als besonders ökologisch oder sozial gelten. Doch was Nachhaltigkeit wirklich bedeutet, müssen Investoren selbst herausfinden.

Nachhaltigkeit ist schon lange kein reines Modethema mehr. Dementsprechend wundert es nicht, dass auch viele Finanzprodukte sich darauf fokussieren. Doch Ethik und Moral sind dehnbare Begriffe. Die Wochenzeitung Tagesspiegel wirft zum Beispiel die Fragen auf, ob es richtig ist in ein Unternehmen zu investieren, das Klimaziele formuliert hat, aber bei seinen Produkten noch auf Plastik setzt? Oder muss ein Unternehmen besser als klimaneutral sein, um sich mit dem grünen Stempel zu schmücken? Und ergibt es überhaupt Sinn, in einen auf Wachstum ausgerichteten Finanzmarkt zu investieren, wenn die Ressourcen der Erde doch endlich sind?

Klar ist: Der Begriff der Nachhaltigkeit variiert so stark, wie die Anzahl der angebotenen Finanzprodukte. Und das ist gut so, weil sich dadurch die persönlichen Präferenzen besser durch den Markt bedienen lassen. Denn für manche Investoren ist es wichtig, dass ein Unternehmen nicht nur ökologische Schwerpunkte setzt, sondern auch Menschenrechte und eine gute Unternehmensführung befolgt.

Transparente Kommunikation als Grundvoraussetzung

Nachhaltigkeit steht im direkten Zusammenhang mit dem magischen Dreieck der Geldanlage, das die Kriterien Sicherheit, Rendite und Verfügbarkeit vereint. Mit der Forderung von Finanzexperten nach transparenter Kommunikation von Unternehmen und Geldanlageberater, erweitert sich der Aspekt der Nachhaltigkeit zu einem Viereck. Hier bedarf es bei vielen Anbietern noch an Verbesserungsbedarf, weil es bisher noch keine einheitlichen und objektiven Definitionen für Nachhaltigkeit gibt. Im vergangenen April hat sich beispielsweise die EU-Kommission auf Bewertungskriterien für Klimaschutzziele geeinigt. Erklärte Absicht: Die Vermeidung von „Greenwashing“ bei nachhaltigen Finanzprodukten. Es ist aber zu befürchten, dass die Kriterien voraussichtlich erst im Jahr 2023 vollständig angewandt werden.

Doch die Taxonomie ist mit Vorsicht zu genießen. Aktuell wird noch diskutiert, ob Atomkraft und Erdgas als nachhaltig einzustufen sind. Dabei gilt Atomkraft eigentlich als klassisches Risikoinvestment, das weniger an Moralvorstellungen hängt, sondern an realen Ereignisrisiken wie einem GAU – hier können schon kleine Vorfälle große Löcher in den Geldbeutel reißen. Anleger sind gut beraten sich zu überlegen, was sie verantworten wollen und was nicht. Wer zum Beispiel gegen Abtreibung ist, sollte nicht in ein Pharmaunternehmen investieren, dass Geburtenkontrollprodukte produziert.

Anlagestrategien können je nach Finanzprodukt variieren

Bisher basieren nachhaltige Geldanlagen in der Regel auf sogenannten ESG-Kriterien. Aus dem Englischen übersetzt bedeutet dies Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Dafür bestehen unterschiedliche Anlagestrategien: Beispielsweise schließen manche Fonds Investments bestimmter Industrien aus. Ein weniger strenger Ansatz ist die Best-in-Class-Strategie wonach Unternehmen gewählt werden, die ökologische und ethische Standards in ihrer Branche am besten umsetzen – Anlagestrategien können jedoch je nach Finanzprodukt variieren.

Jährlich weist zum Beispiel das Siegel der FNG nachhaltige Geldanlagen im deutschsprachigen Raum aus. Fonds, die sich dafür bewerben, müssen Waffen und Kernkraft ausschließen. Außerdem müssen sie die vier Bereiche des Globalen Pakts zwischen den Vereinten Nationen und Unternehmen respektieren. Dazu zählen Menschen- und Arbeitsrechte, Umweltschutz sowie die Eindämmung von Korruption und Bestechung. Aktuell tragen 39 Fonds das FNG-Siegel.

Aber nur weil ein Investment zum Beispiel gut für den Klimaschutz ist, bedeutet es nicht, dass der Investor damit einen sicheren Betrag erzielt. Besondere Vorsicht sollten Anleger bei Produkten aus dem grauen Kapitalmarkt walten lassen, wie bei Direktbeteiligungen oder Nachrangdarlehen. Denn bei diesen gering regulierten Anlageformen können Anleger unter Umständen ihr Geld komplett verlieren. Des Weiteren können auch bei Aktien kleinerer Unternehmen Liquiditätsengpässe an den Börsen entstehen. Das wird beispielsweise dann problematisch, wenn Anleger ihr Investment zum Verkauf anbieten wollen. Zusätzliche Kosten können auch bei Ökologiefonds entstehen, die einen Nachhaltigkeitsausschuss als Überwachungsgremium einsetzen oder externe Firmen für diese Aufgabe nutzen.

Fazit

Anleger sollten deswegen grundsätzlich Anbieter vorziehen, die über eine jahrelange Expertise verfügen oder Fondshäuser wählen, die sich auf das Nachhaltigkeitsthema spezialisiert haben.

Einen sehr guten Überblick über die Möglichkeiten in nachhaltige Geldanlagen geben ECOreporter.de (www.ecoreporter.de) oder GreenValue (www.greenvalue). Diese Branchendienste bündeln Informationen und bieten einen breiten Überblick über sämtliche Akteure am Markt und deren Leistungen. Die Lektüre empfiehlt sich vor allem jenen, die in Unternehmen, geschlossene Fonds, Aktien oder ähnliches investieren wollen.

Stephan Wild