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Naturmode im Frühjahr/Sommer 2016

Der Trend zur Entschleunigung und die Einflüsse modernen asiatischen Lebensstils sind auch in der Naturmode offensichtlich. Reduzierte Outfits, fließende Materialien, weite, komfortable Schnitte und softe Farbtöne kennzeichnen den Look. „Easy going“ heißt der neue Trend. Schöne Sommermode – ganz relaxt!

Long-Jacket, Long-Bluse, Long-Top...Je länger, umso modischer! lautet das Credo der Naturtextilhersteller für die neue Sommermode. Lässige Trenchcoats und Mäntel im Blazerstil sowie Oberteile in Longformen sind typisch für die neue Saison. Die Hosen zeigen Weite: als fließende Marlene-Hose, gerade geschnittene Loose-Pants oder Schlaghose. Der Hosenrock der 90er erlebt ein Comeback! Wer topmodisch sein und auffallen will, trägt zur verkürzten „Culotte“ (frz. Kniebundhose) mit weit geschnittenen Beinen ein Boxytop (kurzes, weit geschnittenes Oberteil). Leichte, komfortable Naturmaterialien wie Seiden-Crêpe-Georgette und fließender Leinenstrick verstärken den Wohlfühleffekt. Asymmetrische Schnitte, Volants und Drapés sorgen für modische Raffinesse und romantischen Touch.

Styles der Sixties und Seventies

Der zweite Modeschwerpunkt ist von American Sportwear inspiriert. Er zeigt sich in Form von Denims, langen Streifenblusen und Blusenkleider. Ringelshirts, Tanktops und sportiver Baumwollstrick aus ökologischen Naturfasern ergänzen das Bild. Details aus den Sixties wie Flower Power-Prints oder Häkelspitze setzen feminine Akzente. Turtlenecks, zugeknöpfte Blusen und hochgeschlossene Tops besetzen auf der Modeskala Spitzenplätze.
Kleider und Röcke in A-Linie sowie Midi-Längen erinnern an den Jackie Kennedy-Style, knöchellange, schmale Hosen an Audrey Hepburn. Modische Besonderheit der Shorts und Bermudas ist die hohe Taille. Mit dem Bohemian-Style kehren auch die 70er Jahre wieder zurück. Key Items sind feminine Blusen, Maxi-Röcke und -kleider, Denim, Velourleder, Patchwork und Häkelstrick. Fransen, Ösen und Ethno-Dessins verstärken den verwegenen Look.
Die neue Sommermode ist hell! Neutrale Töne wie Creme, Kitt, Silbergrau und Weiß bilden die Basis. Bonbonfarbene Pastelle wie Zitrone, Melba oder Mint geben der neuen Mode sommerliche Farbfrische. Maritimes und Denims präsentieren sich in der Palette der Blautöne. Korallenrot, Mandarine und leuchtendes Gelb setzen Farbakzente.

Sport und Travelling

Nachhaltige Männermode ist von den Themen Sport und Travelling inspiriert. Das Ergebnis: innovative Materialien und praktische Funktionen – aber bitte mit Wohlfühleffekt! Die Anoraks mit floralen Prints sind dem Surfsport entlehnt. Legere Jersey-Sakkos und Jogg-Pants bleiben „in“. Neu sind ärmellose Hoodies. Das Thema Travelling wird modisch in Denim-Sakkos, Velourlederjacken, Parka-Anoraks und Cargohosen umgesetzt. Am besten aber drücken es plakative Printmotive aus: Männershirts sehen mitunter wie Landkarten aus.

Katrin Speer

 

Vegane Mode, Upcycling & Co.

Mit neuen Ideen die Welt verbessern

Die Naturmodebranche arbeitet stetig daran, die Rahmenbedingungen der Textilproduktion zu verbessern. Nach öko und fair hat sich vegane Mode zu einem Megatrend entwickelt. Das Upcycling – aus alt mach neu! – bringt besonders innovative Designideen hervor.

Immer mehr junge Designer entwickeln Kollektionen, die im Einklang mit der Tierwelt stehen. Ganz bewusst verzichten sie auf tierische Rohstoffe wie Leder, Daunen oder Horn (für Knöpfe) und ersetzen sie durch pflanzliche Alternativen. Keine Kuh müsse für ihre Mode Leben und Haut lassen, so die Macher des ökologisch, vegan und fair produzierenden Sport- und Streetwearlabel bleed auf ihrer Internetseite. Für Patches und Accessoires wird statt Leder Kork von der Portugiesischen Eiche eingesetzt. Leder ist auch nicht – wie viele meinen – ein Nebenprodukt der Fleischindustrie. Laut Vegetarierbund Deutschland e.V. dienen 40 Prozent der Schlachtungen weltweit ausschließlich der Lederindustrie

100 Prozent anspruchsvoll

Bekanntestes Gesicht veganer Mode ist die Schauspielerin Marion Kracht. Gemeinsam mit dem nachhaltigen Label Lana hat sie die Kollektion Marion Kracht for Lana – vegan & organic entwickelt. Sie ist 100 Prozent ökologisch und frei von tierischen Rohstoffen. Die Sommerkollektion mit dem Titel „Iceland Atmosphere“ greift die intensive Farbwelt der naturgewaltigen Insel auf: Eisblau, Gletscherweiß, Sandgreige und Sonnengelb. Wie stilvoll vegane Mode aussehen kann, demonstriert das Berliner Label Umasan, das wohl weltweit erste vegane High Fashion Label. Die klare Linienführung der anspruchsvollen Mode lehnt sich an die japanische Schnittkunst an.

Gewaltfreie Seide

Weil die Raupen der Maulbeer- oder Seidenspinner in der Seidenindustrie bei lebendigem Leibe in ihren Kokons gekocht oder bei heißem Dampf abgetötet werden, verzichten vegane Designer zumeist auf diesen Rohstoff. Der indische Designer Chandra Prakash Jha gründete das nachhaltige Label Cocccon, um die Arbeitsstrukturen in seiner Heimat Jharkhand zu verbessern und Schmetterlingen das Leben zu schenken. Er lässt die Seidenkokons aufschneiden und – nachdem die Schmetterlinge ihr Quartier verlassen haben – wieder mit einer speziellen Technik per Hand verschließen. So bleibt der kostbare fortlaufende Faden erhalten. Mit seiner eleganten, nachhaltigen Kollektion aus gewaltfreier, edler Seide und seinem öko-sozialen Projekt sorgte Prakash auf der Berliner Fashion Week für Aufsehen.

Vegan nicht immer öko und fair

Der Trend zu veganer Mode hat 2015 zwei Magazine für veganen Lebensstil hervorgebracht: Noveaux und Vegan Good Life. Zudem zeichnet die Tierschutzorganisation Peta die beste „stylishe, innovative und tierleidfreie Mode“ jedes Jahr mit dem Vegan Fashion Award aus. Doch Achtung! Vegane Mode ist nicht immer gleichbedeutend mit ökologisch und sozial korrekt, warnt der Vebu e.V. Da es für vegan hergestellte Textilien derzeit noch keine spezielle Kennzeichnung gibt, sei ein Blick auf das Etikett unbedingt empfehlenswert.

Upcycling – aus alt mach neu

Einen nachhaltigen Ansatz verfolgt auch das „Upcycling“. Ausrangierte Kleidungsstücke und Stoffreste werden von den Designern neu zusammengesetzt und auf innovative Weise veredelt. So bleiben sie im Rohstoffkreislauf und erfahren ein modisches Update. Eines der bekanntesten deutschen Upcycling-Labels ist Schmidttakahashi. Die beiden jungen Designerinnen in Berlin haben ihre Mode regelrecht zu einer Kunstform erhoben. Alte Kleidungsstücke werden in Einzelteile zerlegt und neu zusammengesetzt – mit überraschendem Ergebnis.

Kleid aus Herrenhemden

Wer ausgefallene Mode liebt, sollte sich auch in der Upcycling-Kollektion von Cloed Priscilla Baumgartner umsehen. Die Gründerin des Wiener Labels Milch recycelt in ihrer „intersaisonalen“ Kollektion HOSEN.HEMD.KLEIDUNG klassische „pensionierte“ Herrenhosen und Hemden zu Kleidern, Röcken, Westen und Kappen und Accessoires. Ihr Klassiker: eine umgedrehte Herrenhose, die sich in ein Etuikleid verwandelt. Wer etwas von ihr lernen möchte, meldet sich zu einem ihrer fabulösen Workshops an.

Katrin Speer