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PralinenSpatz

Winterzeit ist Schokizeit! Und die ist zur Zeit ein Paradies für Schokoladenfans: Neue und aufregende Delikatessen aus der Kakaobohne sind in den Märkten zu finden – fair gehandelt, ökologisch erzeugt und sogar emissionsfrei zu uns gebracht. Ob zum Trinken oder Knabbern, Kakao und Schokolade liegen voll im Trend. Viele kleine Schokoladenunternehmer setzen ganz auf Qualität pur, mit besten Rohstoffen und vor allem: fairer Beschaffung und Hilfe für die Kakaobauern.

Etwa 100 Tafeln isst jeder Deutsche durchschnittlich im Jahr, etwa zwei 100-Gramm-Tafeln pro Woche; Schokolade und Kakao sind die beliebtesten Süßigkeiten. 2017 wurden in Europa geschätzte 30 Milliarden Euro mit Schokolade umgesetzt, satte 87 Prozent verdienen daran Konzerne, Schokoladenhersteller und Supermärkte. Nur 6,6 Prozent der Wertschöpfung einer Schokoladentafel bleibt bei den Kleinbauern in den Ländern um den Äquator, wo die Pflanze wächst. Schuld daran ist der mangelnde Bildungsstand, die schlechte Vernetzung und Organisation und die fehlende Infrastruktur.

Kleinbauern-Siegel SPP

Die ersten fair gehandelten Bio-Schokoladen haben in Deutschland die Fairhandelsorganisation GEPA und die EcoFinia GmbH auf den Markt gebracht. Seit 2000 bietet diese unter der Marke VIVANI vielfältige Schokoladenvariationen an, arbeitet mit Kleinbauern-Kooperativen aus der Dominikanischen Republik, Ecuador und Panama zusammen und engagiert sich gegen Kinderarbeit im Kakaoanbau. Veganer freuen sich über tierfreie Tafeln der Marke iChoc, die mit Bio-Reisdrinkpulver ohne künstliche Aromen oder Emulgatoren wie Sojalecithin hergestellt werden.
Neben dem Fairtrade-Siegel, das Kleinbauern und Plantagenarbeitern Mindestpreise und -löhne garantiert, aber auch für langfristige Handelsbeziehungen und die Einhaltung der Menschenrechte steht, gibt es das Siegel der Welthandelsorganisation WFTO, das Naturland Fair-Siegel und das GEPA Fairplus-Siegel. Das einzige von den Bauern des Südens verwaltete Siegel ist das der lateinamerikanischen Kleinproduzenteninitiative SPP (Símbolo de Pequeños Productores).

In Afrika hergestellt

Sehr konsequent hat Hendrik Reimer den Fairtrade-Gedanken mit seiner Schokolade fairafric umgesetzt – und geschafft, was eigentlich viel selbstverständlicher sein müsste, um den Menschen in Afrika ein sicheres Auskommen zu geben: Dort zu produzieren, wo auch geerntet wird. Damit die Wertschöpfung im Lande bleibt und Bauern und Arbeiter von den Erzeugnissen ihres Landes zehnmal so viel profitieren, als wenn sie den Rohstoff Kakaobohne exportieren. Seit 2016 stellt fairafric in einer ghanaischen Schokoladenfabrik die Schokolade aus sehr hochwertigen lokalen Kakaobohnen in mittlerweile acht Sorten her, seit 2017 ist sie Bio zertifiziert. Fairen Bio-Rohrzucker bezieht das Crowdfunding-Unternehmen aus Paraquay, das Bio-Milchpulver aus Bayern. Damit die 1.500 Bauern, von denen die Kakaobohnen stammen, auch weiterhin gut wirtschaften können, pflanzt fairafric Bäume nach, 7000 sind es bereits. Vertrieben wird die Schokolade in Eine-Welt- und Bio-Läden, auf der Webseite kann man sich kundig machen.

Bäume für Schokolade

Bäume pflanzt auch das Unternehmen Original Beans – sogar für jede Tafel einen. Original Beans sucht in entlegenen Gebieten des Regenwaldes nach einheimischen Kakaopflanzen, die ganz puristisch nur mit Zucker verarbeitet werden. Die hochwertige Schokolade ist frei von Emulgatoren wie Lecithin, Fremdfetten, Industriezucker oder Aromastoffen, damit der jeweils pflanzenspezifische Kakaobohnengeschmack erhalten bleibt. Der Kakao wird in Partnerschaft mit indigenen Gemeinschaften und Kleinbauernkooperativen gewonnen. „Seinen“ Baum von der gekauften Tafel Schokolade kann man im Internet auf der Homepage der Firma verfolgen. Mit dieser Strategie möchten die Hersteller auch den Regenwaldbewohnern, Menschen und Tieren, mit einer guten Bezahlung und der Aufforstung etwas zurückgeben.
Auch „Die gute Bio-Schokolade“ dient der Aufforstung. Pro drei verkauften Tafeln – 20 Cent gehen pro Tafel an die Organisation „plant for the planet“ – pflanzt die vom Schüler Felix Finkbeiner 2007 initiierte mittlerweile weltweit tätige Organisation Bäume, über 15 Millionen sind es bereits.

Emissionsfrei transportiert

Mit der „Schokofahrt“ wird fair und direkt gehandelter Kakao von den „Tres Hombres“ per Segelboot aus der Dominikanischen Republik nach Amsterdam gebracht, wo sie von den Chocolate makers zu Schokolade verarbeitet wird, es gibt sie mit 40, 74 und 92 Prozent Kakaoanteil. Lastenfahrradfahrer holen die Tafeln ab und bringen sie nach Deutschland. Hier passt alles, sogar die Verpackung ist vollständig kompostierbar. Auf der Homepage schokofahrt.de steht, wo man sie bekommen kann.

Kleinbauern unterstützen

Auch die 2009 in Berlin gegründete Mitarbeitergenossenschaft Ethiquable, der deutsche Partner der 2003 in Frankreich gegründeten Organisation, arbeitet mit kleinbäuerlichen Genossenschaften zusammen. Das Ethiquable Sortiment wird in über 500 Geschäften im Lebensmittelhandels sowie Bio- und Weltläden verkauft. Die Mitarbeitergenossenschaft bringt etwa 60 biologisch hergestellte und fair gehandelte Artikel auf den deutschen Markt, darunter auch Bio-Schokolade, deren Kakaobohnen aus Nicaragua, Haiti und der Elfenbeinküste stammen und zum Teil vor Ort fermentiert werden.
Die Fermentation – die Trocknung der Kakaobohnen – ist der entscheidende Faktor für eine gute Qualität, ist sie etwa durch Wettereinflüsse unterbrochen, werden die Bohnen innen nicht schwarz sondern violett und für eine Qualitätsschokolade unbrauchbar. Deshalb arbeiten faire und auf ethischen Prinzipien beruhende Unternehmen daran, die Infrastruktur im Herkunftsland zu verbessern, um den Kleinbauern eine höhere Wertschöpfung und somit besseres Auskommen zu ermöglichen.

Schokolade fair essen

Wer hierzulande wirklich mit gutem Gewissen Kakao und Schokolade genießen will, sollte sich um Produkte von Unternehmen bemühen, die sich diesem Ziel verschrieben haben. Obwohl der Absatz fair gehandelter Produkte in Deutschland in den letzten zehn Jahren gestiegen ist, ist ihr Anteil am Gesamtabsatz immer noch gering, bei Schokolade beträgt er nach Zahlen von Transfair e.V. gerade mal acht Prozent.
Die Kampagne Make Chocolate Fair!, getragen von Organisationen und Aktionsgruppen in 17 europäischen Ländern, darunter das deutsche INKOTA-Netzwerk und die österreichische Südwind Agentur, fordert Schokoladenunternehmen, Kakaoverarbeiter und Regierungen dazu auf, ihre Bemühungen zur Verbesserung der Lebenssituation von Kakaobauernfamilien zu verstärken. Helfen wir ihnen dabei – mit dem Kauf von fair gehandelter Schokolade. Damit unter dem Weihnachtbaum beim Naschen ein gutes Gewissen das Fest versüßt.


Andrea Reiche